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Das soll ein Cover sein?

Ich habe vor einiger Zeit ein paar Freunden 50 Fotos gezeigt und sie gebeten, das Foto zu erraten, das unser aktuelles Cover zeigt. Es überrascht wahrscheinlich nicht, aber sie konnten sich auf keinen eindeutigen Kandidaten einigen und sind auch nach diversen Rateversuchen nicht darauf gekommen, dass dieses unscheinbare Schwarzweißbild tatsächlich coverwürdig ist.

Der Stein des Anstoßes

Sie sind eben daran gewöhnt, dass Coverfotos schreiend bunt sind, in der Regel mit einem Fisheye fotografiert und einen Trick zeigen, der auch für Leute, die wenig mit BMX zu tun haben, direkt als krass zu erkennen ist. Die letzte Ausgabe dürfte da ein ziemlich gutes Beispiel sein. Da das Cover quasi die Visitenkarte eines Hefts ist, macht es auch eigentlich keinen Sinn, subtil sein zu wollen oder seine künstlerische Ader raushängen zu lassen, schließlich sollen damit vor allem potentielle Käufer_innen überzeugt werden. Aber wieso landet dann ein schwarzweißes Bild ohne jede Action auf unserem Cover?
Dazu braucht es vielleicht zuerst ein paar Einblicke in den typischen Entscheidungsprozess, bis ein Foto für das Cover ausgewählt wird. Es passiert nur sehr selten, dass wir einen Fotografen losschicken und ihn damit beauftragen, mit Person XY das Cover für die nächste Ausgabe zu schießen. Wir haben das ein paar Mal gemacht und in der Regel setzt das sowohl den Fotografen als auch den Fotografierten gehörig unter Druck. Also beginnt unsere Coversuche meistens eine Woche vor der Deadline, wenn jemandem auffällt, dass wir uns immer noch nicht um das Cover gekümmert haben.
Im Optimalfall ist das Cover einfach das beste Foto aus dem Heft, das man nehmen kann, ohne die dazugehörige Story völlig zu zerpflücken. Welches das ist, darüber gehen die Meinungen nicht selten weit auseinander, klar ist aber, dass eine recht große Menge von Fotos schon von vornherein ausscheidet. Querformat ist zum Beispiel sauschwer in unser Coverlayout einzubauen und sieht meistens komisch aus. So sehr ich die beiden einzelnen Bilder auf der Vorderseite der freedombmx #88 auch mag, zusammen sieht das für meinen Geschmack nicht so richtig geil aus und ist außerdem eine Menge Frickelei für den Grafiker.

Nicht unbedingt mein Lieblingscover, obwohl ich Palmenfan bin

Fotos, auf denen der Fahrer nur sehr klein oder von hinten zu sehen ist, scheiden ebenso aus. Man muss halt sofort sehen können, dass es sich um eine BMX-Zeitschrift handelt und das kann man nicht, wenn man zuerst mal herausfinden muss, was das Foto überhaupt zeigt. Außerdem müssen wir auch ein bisschen darauf kucken, wer schon alles auf einem Cover zu sehen war. Meines Wissens gibt es zwei Leute, die schon zweimal vorne drauf waren, und zwar Hannu Cools und Benni Paulsen und dabei soll es auch bleiben, weil es so viele Leute gibt, die es verdient hätten. Mit diesen Ausschlusskriterien reduziert sich die Anzahl der in Frage kommenden Bilder nicht selten auf Null, was uns dann dazu zwingt, etwas außerhalb der üblichen Pfade zu denken wie etwa bei Ausgabe #86 geschehen.

Im Winter muss man auch mal tricksen

Bei dieser Ausgabe war es ein bisschen anders. Wir hatten zwar genügend gute Actionfotos zur Verfügung, aber so richtig überzeugen wollte keins davon. Bis ich dann laut fluchend einen Film scannte, bei dem irgendwas schief gelaufen war, Kollege Weber kurz darauf wie immer unauthorisiert in meinen Bilderordnern herumstöberte und eine halbe Stunde später das fertige Cover präsentierte. Keine Farbe, kein Flip, kein Triplewhip. Nur ein ruhiger Tag an den Trails und das Rad eines der coolsten Typen, die ich durch BMX kennen lernen durfte (Manual Mike). Das passte irgendwie alles gut zusammen und außerdem war das auch mal was Neues.Hoch kontroverser Punkt scheint generell auch zu sein, wen und/oder was das Cover zeigt. Ich bin in den letzten zwei Wochen von mindestens fünf Leuten gefragt worden, ob sie nicht auch mal auf das Cover könnten. Das funktioniert aus mehreren Gründen nicht auf diesem Wege. Erstens bemühen wir uns, dass die Cover in Zusammenhang mit einer großen Story im jeweiligen Heft stehen. Selbst wenn es also ein Knallerfoto von jemandem gäbe, es hätte erstmal nur sehr geringe Chancen im Vergleich zu anderen Fotos, die irgendwie auf den Heftinhalt verweisen. Zweitens kann man sich noch so gut vorbereiten, im Ernstfall kann man nichts dagegen tun, dass das Foto einen Tick zu unscharf, der Himmel einen Tick zu grau oder ein Foto aus einer anderen Story einfach besser ist. Und drittens mein Lieblingsthema, das schon im Exit der aktuellen Ausgabe durchexerziert wurde: Leute, die nach Coverage für sich selbst schreien, sind mir suspekt.
Es entsteht vielleicht der Eindruck, wir würden hier zusammensitzen und nach Gutdünken und persönlicher Sympathie Cover verteilen. Nichts liegt weiter von der Realität entfernt. Das Problem ist nur, dass wir ausschließlich fehlbare Fotografen beschäftigen, die leider in den seltensten Fällen Fotos abliefern, mit denen man ein Cover schmücken möchte. Da bringt es dann auch nichts, dazu aufzufordern, doch mal ein Cover mit bestimmten Personen zu schießen.

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