In der freedombmx 105 finden sich in der Rubrik „Zur Sache, Schätzchen“ zwei Perspektiven auf die breakless Spotmapp. Gordon Krogull hat sich auch ein paar Gedanken zum Thema gemacht:
Moin,
ich habe den Artikel in der Freedom über die Spotmapp gelesen und ich wollte dir mal meine Meinung dazu schreiben, wenn es okay ist 😉
Street fahren hat einen Nachteil. Es geschieht immer am Rande der Illegalität. Eigentlich ist das jedem von uns bewusst, auch wenn wir es manchmal nicht einsehen wollen. Aber auch jeder von uns, der jemals etwas gegrindet ist oder irgendwo runter gesprungen ist, hat auch seine eigene Vorstellung, wie weit etwas zerstört wird und öffentliches Ärgernis erregt wird. Anders gesagt, wir schaffen uns eigene gesetzliche Grauzonen mit denen wir unser Rechtsempfinden selbst bestimmen. Was hat das mit einer Spotmap zu tun?
Als ich mir den Artikel von dir durchgelesen habe, fing ich ein bisschen an zu grübeln. Ist die Idee so schlecht und löst diese App bei BMXern aus Großstädten mit hoher Reisefrequenz einen Schauer über den Rücken aus?
Eine blinde Navigation via Smartphone entspricht nicht dem Sinn des Streetfahrens, da stimme ich dir zu. Eine Tour mit Locals kann eine App auch nicht ersetzen. Aber das soll sie auch nicht. Sie ist eine Hilfestellung für den Tag in einer fremden Stadt und sie gibt die ungefähre Richtung an, wenn ein Local mal nicht am Start ist. Jeder weiß, wie enttäuschend es sein kann, die ganze Zeit einen Spot in einer fremden Stadt zu suchen und nur eine Querstraße an ,,dem“ Spot vorbeigefahren zu sein. Da kann auch der beste Imbiss nicht helfen. So etwas zieht einen runter und das soll auch nicht der Sinn von BMX sein.
Positive sehe ich diese App auch für die Lokale Ebene. Spots gibt es wie Sand am Meer in vielen Städten und so manche Local Crew ist auch ziemlich verpeilt wenn es darum geht, welchen Spot man ansteuert und welchen nicht. Man behält den Überblick über seine Stadt.
Dein zweites Argument war auf den Umgang mit fremden Spots bezogen. Hier ist mal meine Meinung dazu. Spots werden gefahren, es ist immer die Auslegung der Leute selbst, ob sie es für richtig halten. Viele Spots werden auch von strengen Hausmeistern ,,bewacht“, das ist richtig. Allerdings muss man sich immer vor Augen halten, dass man so oder so gekickt wird. Auch wenn du versuchst, deinen ganzen Charme spielen zu lassen. Die erledigen auch nur ihren Job. Da tut es nichts zu Sache, ob du nett bist oder der komplette Assi.
Bei Streetspots stellt sich für mich daher auch nicht die Frage, ob man einige Spots für sich behalten sollte oder nicht. Eine solche Spotmap wird in der Regel eh von den Locals geführt. Die werden schon überlegen, was sie markieren und was sie dazuschreiben. Jemand von außerhalb wird alleine so gut wie nie solche Spots finden, wenn er sich nicht auskennt.
Bei der Sache mit den Trails muss ich dir zustimmen. Ich habe leider noch nie selber Trails gebaut, aber ich kann mir ausmalen, was für eine Energie darin steckt und ich würde im Dreieck springen, wenn mir die jemand zerkloppt.
So, das ist meine Meinung zu dem Thema. Bin gespannt auf deine Meinung und vielleicht könnte man darüber weiter diskutieren.
Meine Antwort:
Hallo Gordon,
ich gebe zu, du bringst da ein ziemlich gutes Argument. Dass jeder für sich selbst festlegt, wie viel er zerstören möchte und dass jeder seine eigene Grenze hat, wenn es um Sachbeschädigung geht, ist richtig. Und es gibt keinen Maßstab, an dem man festmachen kann, wessen Rechtsempfinden richtiger ist und wer zu viel kaputtmacht, wenn er grindet. Ich habe überhaupt keine Lust auf Stress und grinde sowieso nicht, von daher kann es sein, dass ich da einen etwas zu vorsichtigen Standpunkt einnehme.
Trotzdem bringst du auch ein paar zweifelhafte Thesen mit:
1. Ich wäre immer sehr vorsichtig damit, den „Sinn von BMX“ ins Feld zu führen. Das ist eine ziemlich individuelle Sache, wie Sergej Geier und Edwin de la Rosa dir sicher bestätigen werden.
2. Man kann auch den Überblick über seine Heimatstadt behalten, ohne dafür eine App zu nutzen. Sorry, aber so vercheckt kann man gar nicht sein, dass man zum Smartphone greifen muss, um sich daran zu erinnern, was es in Radfahrdistanz für Spots gibt.
3. Sicherheitsmenschen machen eben nicht nur ihre Arbeit. Ich habe es erlebt, wie mir Hausmeister das Tor zu ihrem Schulhof aufgeschlossen haben und hatte schon Handyfilmer in Uniform neben mir, während ich ein Foto gemacht habe. Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man nett ist und oder ob man weiß, an welchem Spot man besser sofort abzischt, ohne überhaupt zu versuchen, ein paar Minuten mehr rauszuhandeln.
4. Solche Karten werden eben nicht nur von Locals geführt. Ich habe mich ein einziges Mal auf so eine Spotsammlung verlassen und habe dadurch ausschließlich unfahrbare Spots gefunden, die niemand, der mal ernsthaft auf einem BMX-Rad gesessen hat, ernsthaft als Spot bezeichnet hätte. Leute, die jeden eventuell fahrbaren Spot ins Netz stellen, denken sicher nicht über die Konsequenzen ihres Tuns nach. Dass solche Spotkarten dann auch noch schlecht sind, ist ein ganz anderes Thema.
5. Die Trailsproblematik zeigt doch das Grundübel solche Sammlungen: Jeder Horst kann unkontrolliert Spots hochladen. Ich wäre schon glücklich damit, wenn es jemanden gäbe, der die Sachen überprüft, bevor die online gehen, aber so ist das einfach der Hass.
Kann gut sein, dass ich etwas übersehe oder aufgrund der Tatsache, dass ich jedes Jahr zu den Masters oder Worlds mit ansehen muss, wie die eigentlich sehr umgänglichen Wachleute an der Philharmonie dumm angemacht werden, empfindlich auf solche Dinge reagiere. Trotzdem bleibe ich dabei: In der jetzigen Form ist so eine Spotsammlung schädlich.
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