Inlines sind inzwischen in der Obskurität verschwunden und Skater gelten weiterhin als das Nonplusultra in Sachen Coolnessfaktor, ohne dass irgendjemand wüsste, wieso das eigentlich so ist. Scooterfahrer drängen sich als Feindbild in Skateparks also geradezu auf, Alternativen sind weithin nicht in Sicht. Es ist ja auch wirklich ein einfacher Sachverhalt, schließlich kennt jeder jemanden, der mal mit einem Scooterfahrer zusammengestoßen ist. Als Illustration mag dieses Video gelten, das von einem Skater gedreht wurde:
Ich weiß jetzt gar nicht so genau, wo ich anfangen soll. Ist es die Hirnrissigkeit des Vorhabens, in einem derart vollen Park überhaupt die Kamera auszupacken und sich dann zu wundern, dass es anstrengend wird? Oder die Tatsache, dass sich ausgerechnet ein Skater darüber beschwert, dass andere Leute ihre Sportgeräte über die Ränder von Rampen hängen lassen? Oder vielleicht das Verhalten des Skaters, der um die 2:00-Marke auf ein kleines Kind zuhält, das in einer Vertquarter wendet, und sich dann wundert, dass er mit ihm zusammenstößt?
Der Punkt ist: Probleme dieser Art gibt es in vollen Skateparks halt, ziemlich unabhängig von den verwendeten Sportgeräten. Wenn viele Menschen sich auf engem Raum schnell bewegen, kommt man sich gegenseitig in die Quere. Ich bin schon mit Leuten zusammengestoßen, hatte Nahtoderlebnisse, weil jemand zu nah am Coping rumgestanden hat und musste Leuten erklären, dass die überwältigende Mehrheit es nicht zu schätzen weiß, wenn sie minutenlang im Kreis fahren und niemand anderen zum Zuge kommen lassen. Diese Leute saßen alle auf BMX-Rädern, aber ich bin deswegen nicht der Meinung, dass BMXer in Skateparks grundsätzlich ein Problem darstellen.
Die Kollisionswahrscheinlichkeit steigt natürlich, wenn verschiedene Geräte ins Spiel kommen, die unterschiedliche Wendekreise, Bremswege und Höchstgeschwindigkeiten haben. Aber es ist ein bisschen zu einfach, deswegen zu beschließen, dass eine einzige Nutzergruppe daran schuld ist. Nicht zuletzt, weil man sich mit den Scooterfahrern natürlich auch das schwächste Glied (die jüngsten Fahrer) in der Kette ausgesucht hat. Das Problem sind nicht die planlosen Scooterfahrer, sondern mindestens im gleichen Maß die Skater und BMXer, die sich über das angebliche Scooterproblem aufregen, anstatt etwas dagegen zu tun. Zum Beispiel den Leuten, die schon mehrfach unangenehm durch Snaken oder Blockieren von Rampen aufgefallen sind, freundlich (und unabhängig vom Sportgerät) darum bitten, sich in Zukunft doch bitte anders zu verhalten. Oder aber sein eigenes Verhalten mal kritisch darauf überprüfen, ob es die Pläne anderer Nutzer durchkreuzt.
Ein Argument lasse ich (teilweise) gelten: Scooterfahrer sind in der Regel jünger als Skater und BMXer und haben in der Regel weniger Skateparkerfahrung. Logisch, dass sie deswegen öfters mal zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Das kann man aber wesentlich effektiver dadurch ändern, dass man sie höflich auf ihr Fehlverhalten hinweist, anstatt sich einen „Scooters suck“-Sticker auf den Rahmen zu kleben und zu denken, damit sei alles gesagt. Wenn du immer noch dieser Meinung bist, kann ich dir gerne die Handynummern von ein paar Kölner Skatern geben, ihr werdet sicher gute Freunde.
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