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Print ist also tot

Neulich hörte ich mal wieder, dass Print tot sei. Das ist nichts besonderes, denn inzwischen ist das eine ähnlich weit verbreitete Behauptung wie die These, alle Politiker seien korrupt. Leider bewegt sie sich auf vergleichbarem Stammtischniveau und ist deswegen auch ähnlich resistent gegen Argumente wie die Parolen schnauzbärtiger Alkoholiker.

Es überrascht wenig, dass sie vor allem von denen verbreitet wird, die vom Verschwinden aller Printmedien profitieren würden und so geht von thecomeup ein beständiges Dauerfeuer in Richtung aller BMX-Zeitschriften aus. Kein Anlass ist zu klein, um sofort entrüstet zu schreien, wie korrupt sämtliche Formen von Papiererzeugnissen doch sind.

Den neuesten „Skandal“ findet man hier. Adam Grandmaison hatte Wind davon bekommen, dass in einem Interview mit Dan Lacey in der Ride UK eine kontroverse Passage ausgelassen wurde, in der Ian Morris nicht besonders freundliche Worte in den Mund gelegt wurden. Darauf aufbauend entwickelte Adam dann die These, dass bei der Ride UK praktisch alles zensiert wird und rief zu einem Boykott der Zeitschrift auf.

Sowas reicht also für einen Boykottaufruf

Bemerkenswert finde ich, dass zu keinem Zeitpunkt Thema war, ob Ian Morris tatsächlich solche Dinge gesagt hat oder ob schon früher Passagen aus Interviews gestrichen wurden. Vielleicht hatte die Ride ja bei Ian Morris nachgehakt und das Gefühl bekommen, dass Dan Lacey übertrieben oder gelogen hat. Vielleicht wollte sie nicht Öl in ein vier Jahre altes Feuer gießen. Vielleicht stand nicht genug Platz zur Verfügung und alles, was nicht direkt mit den Fragen zu tun hatte, musste gekürzt werden. Tatsächlich wird praktisch kein Interview im kompletten originalen Wortlaut abgedruckt und dafür gibt es viele Erklärungen. Aber die meisten passen eben nicht in das Schema, das bei thecomeup für Printmedien vorgesehen ist und so wurde aus einer Behauptung in Stammtischmanier kurzerhand eine Tatsache gemacht.

Die letzten Sätze des Beitrags erwecken dann zu allem Überfluss auch noch den Anschein, hier hätte jemand auf eine Vorlage zur Retourkutsche gewartet, weil die Ride sich vor ein paar Monaten geweigert hat, Adam zu seiner neuen Firma OSS zu interviewen. Aber auch nur entfernt journalistischen Mindeststandards genügende Inhalte hat thecomeup, das davon lebt, Konflikte erst entstehen zu lassen und dann aufzubauschen, sowieso noch nie gezeigt, von daher ist das keine große Überraschung. Und man muss auch gar nicht so hoch greifen, denn eine Attacke dieser Art zu reiten, ist nicht nur journalistisch schwach, sondern auch menschlich.

Zum Abschluss noch ein Wort zu unserem Umgang mit Textbeiträgen und Interviews. Grundsätzlich wird bei uns alles so gedruckt, wie es auch angeliefert wird. Es kommt öfter vor, dass Texte wegen Platzmangel gekürzt werden oder wegen massiver formaler Mängel (Rechtschreibung, Satzbau, Wortwahl) erst in Schriftdeutsch übersetzt werden müssen. Aber während meiner Zeit hier, also in den letzten zweieinhalb Jahren, ist es nur ein einziges Mal dazu gekommen, dass eine Passage wegen ihres (homophoben) Inhalts gestrichen wurde. Wir wollen kein Forum für sexistische, rassistische oder sonstwie engstirnige Äußerungen bieten, und das ist für mich der einzige legitime inhaltliche Grund, aus dem auch in Zukunft Texte gekürzt werden, falls es notwendig wird. Wer mir das nicht glaubt, sei nur auf die kommende Ausgabe und das Max-Gaertig-Interview verwiesen, wo es mich an mehreren Stellen in den Fingern gekribbelt hat, gewisse Dinge zu streichen.

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