Wie bereits angedeutet, hatte mein alter Fotorucksack den Geist aufgegeben und ich war gezwungen, mich nach einem neuen umzusehen. Nachdem mich [[http://freedombmx.de/cgi-bin/adframe/blog/article.html?ADFRAME_MCMS_ID=16695|der lokale Einzelhandel bitter enttäuscht hatte]], war ich gezwungen, auf den Versandhandel zurückzugreifen. Ob so ein Rucksack wirklich etwas taugt, kann man sowieso erst nach einiger Zeit mit Sicherheit sagen, also ist es auch egal, ob man sich den zuschicken lässt oder erst im Geschäft ein paar mal begrabbelt. Der Lowepro Vertex 300 AW hat jetzt ein paar Einsätze hinter sich und das vorläufige Urteil ist gefällt.
Gut sieht er ja wirklich aus, jedenfalls besser als der gerockte grün-schwarze Haufen, in den ich meinen Kram in den letzten vier Jahren gestopft habe. Und eigentlich könnte ich jetzt aufhören zu schreiben, denn wir alle wissen: Style before function.
Tatsächlich gibt es für dieses eherne Gesetz ein paar wenige Ausnahmen, zu denen Fotorucksäcke definitiv gehören. Und auf dem Papier kann das Flaggschiff funktionsmäßig tatsächlich punkten. Der viel gepriesene Glide-Lock-Mechanismus ermöglicht, stufenlos verstellbare Haltegurte anzubringen. Für mich die Lösung eines nicht vorhandenen Problems, ich habe jedenfalls meine Stative immer auch ohne stufenlose Verschiebbarkeit festbekommen. A propos Stative: Theoretisch gibt es die Möglichkeit, die in der Mitte zu befestigen, ich würde aber davon abraten, weil die mitgelieferte Stativfußaufnahme nur mehr als wackelig am Rucksack befestigt werden kann. Alternativ gibt es die Möglichkeit, die mitig in eine nicht dafür vorgesehene Lasche zu stecken, allerdings ist das mit ein bisschen Gewalt verbunden und lässt die Stative unangenehm hoch am Rucksack baumeln. Es bleibt also doch nur wieder die seitliche Befestigung mit dem Bonus, sich bei Blicken über die Schulter manchmal ein Auge auszustechen.
Die auf den Deckel aufgesetzten Taschen sind zwar ganz nett, ich hätte mir innen aber ein durchsichtiges Material gewünscht. Viel Stauraum ist da sowieso nicht, mehr als ein paar Speicherkarten und ein paar Filter wird man kaum unterbekommen.
Innen im Deckel gibt es tatsächlich durchsichtige Taschen mit den nervigsten Reißverschlüssen, die man sich ausdenken konnte. Die orangen Kordeln sehen ja echt gut aus, sind aber nicht gut greifbar und die Knoten öffnen sich bei den unpassendsten Gelegenheiten. Was in die gepolsterte Tasche in der Mitte rein soll, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Ein Blitz würde theoretisch reinpassen, beult dann aber den Deckel so weit aus, dass man den Rucksack nicht mehr zubekommt. Vielleicht macht das für Leute mit Riesenteles Sinn, für mich jedenfalls nicht.
Beim Stauraum gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Es wurde ein ordentlich gepolstertes Laptopfach in den Deckel eingebaut, was auf Flugreisen sehr nützlich ist und den ganzen Rucksack deutlich stabiler wirken lässt als mein altes Baby. Leider werden dadurch im Hauptstauraum genau die entscheidenden Zentimeter geklaut, die ich gut hätte brauchen können, um alle meine Akkus unterzubekommen. So schleudern die halt im Laptopfach rum, das bei mir wahrscheinlich sowieso nur extrem selten tatsächlich mit einem Laptop befüllt wird. Das nervt, aber längst nicht so sehr wie das Tragesystem. Ich bin 1,88 Meter groß, was wohl ein bisschen zu viel ist, als dass der Hüftgurt wirklich auf den Hüften aufliegen könnte. So schnürt er mir den Bauch ab, während der Brustgurt meinem Hals bedrohlich nahe kommt. Ideale Verstellmöglichkeiten sehen jedenfalls anders aus und wenn man zehn Stunden lang mit 20 Kilo Equipment auf einem zu kleinen Fahrrad unterwegs ist, dann fallen solche Fehler recht schmerzhaft ins Gewicht.
Für Leute unter 1,80 Meter, die solche Touren nicht regelmäßig machen, die nicht immer eine komplette Blitzanlage mit sich rumschleppen und die auch noch gerne ihren Laptop mitnehmen, dürfte dieser Rucksack mehr als zufrieden stellende und langjährige Dienste leisten. Ich bin nach den ersten Einsätzen allerdings schon genervt und werde mir wohl mittelfristig was anderes suchen.
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