Markus Reich ist nicht nur Teamfahrer von KHEbikes, sondern seit einigen Jahren auch hinter den Kulissen für die BMX-Firma aus Karlsruhe tätig. In unserer aktuellen Ausgabe erklärt der Neubrandenburger unter anderem, warum es von Vorteil ist, ein abgeschlossenes BWL-Studium in der Tasche zu haben, wenn man im BMX-Biz arbeiten möchte. Wir haben uns sein Flatlandrädchen einmal genauer angeschaut und ein paar ungewöhnliche Features entdeckt.
Rahmen: KHEbikes „A-Damn Pro“-Prototyp mit Bremssockel (Oberrohrlänge: 19″, Kettenstreben: 12.9″)
Gabel: Colony (mit Vorlauf)
Lenker: Odyssey Flatware „Chase Gouin Bar“ (8″ hoch, 6° Backsweep)
Griffe: Primo „Corey Martinez“
Lenkerenden: Niro selfmade by Sascha Heydeman (besten Dank nochmal)
Bremsanlage: vorne Odyssey V2, hinten Flybikes, Odyssey-Hebel und Alu-Rotor
Vorbau: Flybikes
Steuersatz: 1 1/8“, integrated sealed bearings
Sattel: KHEbikes „Watanabe“
Sattelstütze: KHEbikes „Prismatic“
Kurbel: KHEbikes „Erlkönig“, 160 mm
Tretlager: KHEbikes, Euro BB
Pedale: éclat „Surge“, CNC
Kettenblatt: KHEbikes „Rotor“
Übersetzung: 28/9
Kette: KHEbikes „Hollowpin“, Halflink
Reifen: KHEbikes „MAC2“, Tanwall mit Pannenschutz
Laufräder: Affix Naben vorne und hinten, Freecoaster ist mit KHEbikes Internals, Felgen KHEbikes „BigO“ (36 Loch), alles schwarz wie die Nacht!
Pegs: Autum „Bamos“
Modifikationen: Der obere Rotorzug ist ein durchgängiges Bremskabel, welches in einer Tonne im Bremshebel umgelenkt wird. Fixiert wird das Kabel nur unten am Rotor.
Reifendruck: 7-8 bar
Gewicht: 10,8 kg
Körpergröße: 1,84 m
Bildergalerie
13 BilderWann und warum hast du damit angefangen, Flatland zu fahren?
Ich habe mit 14 Jahren angefangen, richtig BMX zu fahren, denn 1994 war ein BMX-Rad noch richtig schwer und man brauchte schon ein paar Muckis, um ein 17-18 kg schweres Rad zu bewegen. Vorher hatte ich noch nicht die dementsprechende Kraft. Warum ich angefangen habe, kann ich so nicht beantworten. Es wurde mir in die Wiege gelegt, denn ich bin schon als Kind immer sehr viel Rad gefahren und konnte eine Woche vor meinem 10. Geburtstag schon 50 cm Bunnyhop. Zum Flatland und Freestyle bin ich dann über die Jungs aus meiner damaligen Nachbarstadt Neubrandenburg gekommen. Dort habe ich 1993 zum ersten Mal richtige Tricks auf einem BMX gesehen.
Was macht ein gutes Flatlandrad aus?
Das hängt ganz vom Fahrer ab. Ich kann oftmals mit den Flatlandrädern von meinen Kumpels gar nicht fahren. Einige habe den Sattel tief, weil sie nur Hinterradtricks machen, andere wiederum haben zwei Vorderradbremsen und den Sattel hoch, dünne Reifen und einen breiten Lenker. Flatlandräder sind so individuell wie ihre Fahrer. Für mich muss ein BMX technisch gut funktionieren, zeitlos sein und mir beim Fahren ein gutes Gefühl vermitteln.
Beschreib dein eigenes Rad bitte in drei Worten.
EIN – RICHTIGES – BMX.
Als Erstes ist mir an deinem Rad die lange Sattelstütze aufgefallen. Die muss wahrscheinlich so lang sein, weil der Rahmen so flach ist, oder?
Du hast Recht, die Rahmen sind mit den Jahren immer flacher geworden, um sie kompakter, leichter und wendiger zu machen. Daher hast du dir die Frage schon fast alleine beantwortet. Denn im Verhältnis zu meinen ersten Bikes, hat sich meine Sattelhöhe nicht wirklich verändert. Der Sattel ist so eingestellt, dass ich ihn gut greifen kann, er mich aber bei Hinterradtricks nicht stört.
Bei genauerem Hinsehen fällt außerdem auf, dass deine Gabel einen Vorlauf hat. Ist das bei einem Flatlandrad nicht eher ungewöhnlich?
Das ist es in der Tat. Doch wenn du dir mal das Rad von mehrfachen Flatland-Weltmeister Matthias Dandois anschaust, dann wird du feststellen müssen, dass auch er eine Gabel mit Vorlauf fährt. Für mich hat es den Grund, dass ich bei einem Vorderradtrick mit eingedrehtem Lenker einen anderen Balancepunkt habe, als wenn der Lenker bzw. die Gabel richtig rum wäre. Manchmal habe ich mehr Platz und manchmal eher weniger, Tricks werden leichter oder schwerer. Alles in allem kann ich mein Rad dadurch vielseitiger und intensiver erleben, weil sich durch die verschiedenen Gabelstellungen in den Tricks unterschiedliche Balancepunkte ergeben, was ich eher als Bereicherung und nicht als Hindernis empfinde.
Du fährst weder Plastikpedalen noch -Lenkerenden. Hat das einen besonderen Grund?
Jan Delay würde sagen: „Ja, denn das sind vom Dixi-Klo die Schwestern!“ Für mich ist das ein gutes Argument, doch der Grund ist natürlich ein anderer. Im Flatland hat man mit allen Parts recht oft Bodenkontakt und Plastik würde da noch schneller abnutzen. Metall ist einfach langlebiger und vermittelt ein stabileres Gefühl. Selbst Alu-Barends hinterlassen scharfe Kanten nach einem unsauber gerollten Hitchhiker und haben mich wieder zu Stahl-Barends greifen lassen. Bei den Pedalen ist der ganz ähnlich. Außerdem rutscht man von Medallpedalen nicht so schnell ab, und sie verdeutlichen einem unmissverständlich, wenn man einen Fehler begangen hat.
Erhoffst du dir durch die ganzen Spacer unter deinem Vorbau eine bessere Bremswirkung, oder was haben die da zu suchen?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat der Rotor mehr Weg für die Auf- und Abbewegung, zum anderen werden die Steuerköpfe der Flatlandbikes immer kürzer und flacher, damit man leichter übers Oberrohr kommt. Dem kann man mit Spacern oder einem hohen Lenker entgegen wirken, wenn man vorne ein hohes Rad fahren will. Daher liegt der eigentliche Grund darin, dass ich einen höheren Lenker haben wollte, um bei Vorderradtricks einen besseren Hebel zu haben. Ein angenehmer Nebeneffekt war dann noch, dass mein Rad viel komfortabler wurde.
Wie oft musst du das Griptape auf deinen Pegs austauschen?
Zwei bis dreimal im Jahr. Bei neuen Schuhen lasse ich das Griptape länger drauf, bei alten Schuhen wechsel ich es schneller.
Es scheint so, als ob derzeit so ziemlich alle Flatlander Tanwall-Reifen fahren. Warum?
Das kann ich dir leider nicht beantworten. Ich fahre meine seit zwei Jahren und denke, dass die anderen sie nur meinetwegen fahren! Hey hey … Ne, keinen Plan. Ich vermute, weil es vielleicht so ein Trend-Ding ist, denn schwarze Bikes mit Tanwall-Reifen sehen einfach verdammt geil aus!
Ich fahre Tanwall-Reifen seit zwei Jahren und denke, dass die anderen sie nur meinetwegen fahren!
Du fährst eine recht große Übersetzung (28/9). Was hat es damit auf sich?
Ich will ja zügig zum Spot kommen und falls ich mal einen Trick wegen meiner Übersetzung nicht schaffen sollte, dann beherrsche ich den Trick einfach noch nicht gut genug. Daher kommt für mich eine kleine Flatland-Übersetzung nicht in Frage.
Haben wir noch etwas vergessen?
Ja, mein letztes Video kurz zu erwähnen. Zieht es euch rein, denn dort gibt es mein Bike in Aktion zu sehen.
Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?
Gerne! Das geht raus an alle BMX-Räder, die immer durch die Gegend geworfen werden. Seid hart und macht euch nichts draus, es ist nicht eure Schuld!
Markus Reich ist 31, wohnt in Neubrandenburg und fährt für KHEbikes.
Bikecheckfotos: der unvergleichliche xmx
Actionfotos: Arpad Ikuma (www.iku.ma)
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