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20 Jahre Aichwaldtrails – Video & Interview

Die Aichwaldtrails vor den Toren Stuttgarts sind einer der besten Dreckhügelspots Deutschlands – und das seit zwei Jahrzehnten. Aber nicht nur die Hügel selbst sind weit über die Grenzen Baden-Württembergs, sondern auch die Jams, die hier jährlich stattfinden und Fahrerinnen und Fahrer aus aller Welt anlocken. Höchste Zeit also, dass wir selbst einmal bei so einem Jam dabei waren. Zumal die Aichwaldtrails in diesem Sommer ihr 20-jähriges Dienstjubiläum feierten. Herzlichen Glückwunsch!

Hier ist unser Video von den Festivitäten und weiter unten findet ihr noch ein Interview mit den Aichwald-CEOs Andy Schwarzkopf und Daniel Schuhbauer in Textform, das es aufgrund technischer Probleme nur teilweise in unsere Bewegtbildberichterstattung geschafft hat. Hut ab vor der Leistung dieser beiden Herren, ohne deren sowohl ehrenamtliche als auch aufopferungsvolle Arbeit dieser großartige Spot schon vor langer Zeit von der Bildfläche verschwunden wäre. Auf die nächsten 20 Jahre!

Yo! Stellt euch bitte einmal vor und was für eine Funktion habt ihr an den Aichwaldtrails?
Andy Schwarzkopf: Andy Schwarzkopf und meine Funktion ist, glaube ich, mittlerweile nur noch Biertrinker. Ich bin hier seit etwa 20 Jahren am Start.
Daniel Schuhbauer: Ich heiße Dani Schuhbauer und bin der 1. Vorstand vom Bike Sport Club. Ich bin jetzt seit fast 10 Jahren bei den Aichwaldtrails dabei. Irgendwann habe ich das Zepter von Andy übernommen, wenn man das so nennen kann.

Andy, du bist von Anfang an dabei. Erzähl doch einmal, wie damals alles vor 20 Jahren anfing.
AS: Ich habe am Anfang an einem öffentlichen Spot in Waiblingen gebaut: Da gab es dann Ärger mit der Stadt und zwar ziemlich zeitgleich mit dem, dass sich hier im Dorf ein paar Leute zusammengetan haben. Die sind dann über einen Fahrradhändler auf mich zugekommen, weil sie jemanden gesucht haben, der Hügel bauen kann. Angelegt war das damals als Fourcrossverein. Da war fast das ganze Gelände eine Fourcrossstrecke. Es ging denen eigentlich nur darum, dass ich eine Line daneben baue. Das war so der Anfang, wie ich da dazugekommen bin und den Spot gewechselt habe.

“Aus dem Skatepark raus zu sein, war meine Hauptmotivation diesen Spot zu bauen.”

Was ist das Schönste daran, einen eigenen Trailsspot zu haben?
AS: Aus dem Skatepark raus zu sein, war meine Hauptmotivation. Als Streetworker in der Stadt hatte ich keinen Bock mehr, an einem Feierabend im Skatepark rumzuhängen. Und dann habe ich deswegen angefangen Trails zu bauen.
DS: Einen eigenen Spot zu bauen, ermöglicht einfach Zugang zu der Trailscommunity in der ganzen Welt. Man bekommt dadurch ein bisschen Credibility. Außerdem erfüllt es einen auch ein wenig mit Stolz, wenn man sich hier auf dem Jam umschaut und sieht, wo die Leute alle herkommen, um dabei zu sein und die Hügel zu fahren, die man selbst gebaut hat Und es ist einfach dieser Urinstinkt, warum man anfängt, BMX zu fahren. Zumindest war es bei uns auf dem Dorf so. Man baut selber einen Hügel und schanzt drüber – und in dem Moment, wo man drüber fliegt und in der Luft ist, ist es einfach das beste Gefühl auf dem Fahrrad, das man haben kann.

“Man baut selber einen Hügel und schanzt drüber – das ist einfach das beste Gefühl auf dem Fahrrad, das man haben kann.”

Und was ist nicht so schön daran, seinen eigenen Spot zu haben?
AS: Na ja, es ist viel Zeit, die drauf geht. Auch dann, wenn man mal keinen Bock hat, Aber das muss sein, weil man im Vorfeld echt viel vorbereiten muss, damit der Spot fahrbar ist. Und dann sind da auch noch die Freundschaften, die sich um so einen Spot entwickeln. Die sind sehr eng, weil man gemeinsam durch viele Höhen und Tiefen geht. Die viele Arbeit kann für diese Freundschaften dann manchmal belastend sein und es ist nicht immer ganz einfach, dass man das gut getrennt bekommt.

Dani, fährst du mehr hier oder baust du mehr?
DS: Das ist Fangfrage. Natürlich mehr bauen. Also am meisten natürlich eigentlich Planen hin und her schieben, sprich: abdecken und aufdecken. Ich würde sagen, Arbeit, die reingeht, sind 80 %, und das was man aktiv auf dem Fahrrad sitzt, sind 20 %. Aber die sind halt eben so gut, dass es das wert ist.

“Ich würde sagen, Arbeit, die reingeht, sind 80 %, und das was man aktiv auf dem Fahrrad sitzt, sind 20 %. Aber die sind halt eben so gut, dass es das wert ist.”

Für all jene, die jetzt selbst einen Spot aufmachen wollen, habt ihr da irgendwelche Tipps?
AS: Also in Deutschland ist es generell schwierig, irgendwo etwas ohne Genehmigung zu bauen. Da weiß man nie, wie lange die Hügel am Ende stehenbleiben. Deswegen ist es eine gute Idee, wenn man so früh wie möglich irgendwie über einen Verein den Spot legalisiert bekommt. Dann kommt zwar die Vereinsmeierei und dieser ganze andere Blödsinn dazu. Aber man ist dafür dann relativ safe. Und das ist, glaube ich, auch der Grund, warum wir hier seit 20 Jahren sind.

Genau, das wäre meine nächste Frage gewesen. Wir feiern ja heute 20 Jahre Aichwaldtrails. Was ist das Geheimnis eurer Langlebigkeit – also außer Vereinsmeierei?
DS: Man muss einfach gut kommunizieren können un die Beziehungen, die sich um Spot herum mit den anderen Leuten entwickelt haben, nicht unterschätzen. Also, dass da auch viel Zwischenmenschliches dabei ist. Alleine wuppt man es nie und man braucht einfach seine Kumpels, um so etwas durchzuziehen.

Andy, ich habe gehört, du bist jetzt zweiter Vorsitzender eines Dartvereins. Wie hoch war die Ablösesumme?
AS: [lacht] Ich war aus den Verhandlungen raus, die hat Dani geführt.
DS: Noch nicht einmal eine Kiste Bier. Traurig.

“Du bist die ganze Zeit irgendwie mit deinem Kopf hier, bei jedem Wetterbericht.”

Zukunftspläne, wie sieht es aus? Einfach mal gucken, was kommt?
DS: Mal gucken, was kommt, ist tatsächlich ein wenig das Motto. Aber ich wüsste nicht, warum wir nicht noch einmal 20 Jahre sollten. Die Kunst ist es einfach, irgendwann jemanden zu finden, da Bock hat, Verantwortung zu übernehmen. Denn irgendwann komme ich bestimmt auch an den Punkt, an dem Andy mit 40 oder 45 war. Also, dass man einfach nicht mehrt so viel Zeit hat.
AS: Ja, das ist wirklich die Kunst. Jemanden zu finden, der Lust hat, den Trails über Jahre alles andere unterzuordnen. Es ist halt nicht nur einfach: Ich geh mal in den Skatepark, ein bisschen Fahrrad fahren alle zwei Wochen. Sondern du bist im Winter hier, musst Planen richten, oder irgendwas anderes machen. Du bist die ganze Zeit irgendwie mit deinem Kopf hier, bei jedem Wetterbericht. Deshalb ist es ziemlich schwierig, jemanden zu finden. Insofern war es ein echter Glücksfall, dass mir der Daniel über den Weg gelaufen ist. Sonst würde es den Spot nämlich nicht mehr geben! Ich befürchte aber fast, dann man den nicht klonen kann.

Was würdest du sagen? Wie hoch ist der Arbeitsaufwand, wenn man die Trails gut in Schuss halten möchte?
AS: Im Winter sind wir jede Woche da, irgendwie was machen. Sobald es dann Richtung Saison geht, also im Frühjahr, dann auch mehr. Natürlich je nachdem, was die Witterung zulässt. Wir haben entweder zu klebrige Erde oder zu trockene Erde. Von dem her ist es immer so, in den Momenten, wo es gut geht, solltest du eigentlich an fünf Tage die Woche da sein, dass du vorankommst.
DS: Das kann ich so unterschreiben. Insofern ist es schon ein großes Stück Freizeit, die für den Spot drauf geht.

“Es ist ein großes Stück Freizeit, die für den Spot drauf geht.”

Lasst und langsam zum Ende kommen. Habt ihr Shoutouts, möchtet ihr jemanden danken?
AS: Auf jeden Fall Timm Hoffmann, seiner Mutter und der ganzen Crew, die da drumrum war. Denn ohne die würden wir nicht auf diesem Container stehen, hätten wir keinen Stromanschluss, keinen Wasseranschluss und ohne die Mountainbiker von damals auch nicht die ganze Infrastruktur, von der wir uns zwar optisch gelöst haben, aber trotzdem gut leben. Das ist schon auf jeden Fall was ganz Wichtiges. Und dann über die ganzen Jahre, was jetzt so das Trails betrifft, war halt hier der Bayer viel am Start, der Michel ist seit vielen Jahren, der Freddy hat ganz viel gemacht, Tim Yavuz war früher viel da. Das waren so die Leute, die mit mir das Ganze weit getragen haben. Vielen Dank natürlich auch an Heidi, dass sie mir die ganzen Jahre dafür den Rücken freigehalten hat! Ansonsten habe ich bestimmt noch ein paar vergessen. Sorry dafür!
DS: In der neueren Zeit kann man Tim, Moritz, Matze und dem kunstform BMX Shop beziehungsweise speziell Daniel Fuhrmann danken. Der hat den Verein über die Jahre oft finanziell unterstützt. Danke dafür, aber auch generell für alles, was er hier im Raum Stuttgart und darüber hinaus für die Szene macht.

Cool! Worauf können wir uns heute freuen?
DS: Trains und hohe Sprünge!
AS: Und kühles Bier!

Video & Interview: The Medialist
Fotos: aus dem Buch “20 Jahre Aichwaldtrails” (leider vergriffen)

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