Hey Bruce, alles fit? Was hast du in letzter Zeit so getrieben?
Mir geht es super, danke der Nachfrage. Ich arbeite im Moment ziemlich viel und habe darüber hinaus noch einen Haufen anderer Verpflichtungen und natürlich jede Menge Hobbys. Ich versuche einfach produktiv zu sein und etwas Positives mit meinem Leben anzufangen.

Fährst du noch immer jeden Tag oder gehst du es mittlerweile etwas ruhiger an?
In letzter Zeit tendiere ich dazu, das von dem Wetter abhängig zu machen. Die Winter in Portland sind ziemlich hart und ich fahre eigentlich ausschließlich Burnside [legendärer Betonpark in Portland; Anm. d. Red.] oder Street. Wenn es trocken ist, sitze ich auf dem Rad. Das Gefühl, durch die Straßen der Stadt zu cruisen, erinnert mich jedes Mal daran, warum ich mit BMX angefangen habe – auch wenn ich einfach nur die immer gleichen Spots fahre. Ich entscheide, was ich mit meinem Rad kreieren möchte. BMX ist für mich ein Ventil ohne Vorschriften und Einschränkungen.

Warum fährst du einen Freecoaster?
Als ich noch jünger war, haben mich John „Luc-E“ Englebert und Kurt Schmidt dazu inspiriert, Fakietricks auszuprobieren. Das war lange bevor ich mein erstes Freecoasterlaufrad aufgebaut habe. Eigentlich stand es für mich nie zur Debatte, einen Freecoaster zu fahren. Doch dann wurde ich 2003 auf Road Tools 9 eingeladen und hatte das Privileg, auf der Tour jeden Tag mit Rick Moliterno zu fahren. Lasst euch gesagt sein: Rick ist der wahre Meister des Fakiefahrens. Selbst zehn Jahre später habe ich nicht annähernd so viel Kontrolle beim Fakiefahren wie Rick. Im Verlauf des Trips bemerkte er, wie viel Spaß ich daran hatte, rückwärts zu rollen. Immer wieder forderte er mich deshalb auf, es doch mal mit seinem Rad zu versuchen. Nicht lange nach Road Fools habe ich mir dann mein erstes Freecoaster-Laufrad zusammengebaut. Ich glaube, ich war damals bei Seth Kimbrough in Alabama zu Besuch. Gemeinsam haben wir dann einen Sommer lang die ersten Geh- bzw. Rollversuche unternommen.

Dein neuer Signaturefreecoaster von KHEbikes kommt im Mai auf den Markt. Wodurch unterscheidet sich „The Crisman“ von anderen Freecoastern auf dem Markt?
Der größte Unterschied liegt darin, dass dies der erste Freecoaster ist, bei dem man mit demselben Nabenkörper die Wahl zwischen RSD und LSD hat. Du brauchst dir nur einen separaten Driver und Konus kaufen und schon kannst du zwischen diesen beiden Optionen hin- und herswitchen.

Wie lange hast du an der Nabe getüftelt, bis sie produktionsreif war?
Wir haben im Juni 2013 angefangen. Ich wußte von Anfang an, dass dies der beste Freecoaster werden würde, den wir bisher produziert haben. Wenn man die Nabe auseinander baut, um das Gap einzustellen, kann sie anschließend wieder problemlos zusammenbauen. Außerdem ist die größtmögliche Einstellung des Gaps bei diesem Freecoaster für mich perfekt. Und wenn du ein kleines Gap fahren möchtest, dann brauchst du nicht erst an der Nabe rumschrauben, sondern kannst sie so fahren, wie du sie gekauft hast.

Bist du zufrieden mit den ACB-Lagern?

Ich hatte mir den Lagern bisher keine Probleme, sie rollen immer noch so smooth wie am ersten Tag. Aber ich fahre auch schon seit acht Jahren ohne Pegs, da ist die Belastung für die Lager natürlich geringer. Ein paar Freunde von mir fahren meine letzte Nabe – die „Reverse“ – aber mit Pegs und haben keine Probleme mit den Lagern.

Die Lyrics in dem Promovideo für deinen neuen Freecoaster drehen sich um die Freuden des Rückwärtsfahrens. Wer hat die Musik eigentlich produziert?
Eric ind Jobu von der Band Bike and a Mic sind gute Freunde von mir. Ich habe sie 2003 auf einem CFB-Contest 2003 in Woodward kennengelernt und über die Jahre sind wir in engem Kontakt geblieben. Uns verbindet nicht nur die gemeinsame Liebe für BMX. Genauso wie ich komponieren und spielen sie ihre eigenen Stücke und treten auch mit ihrer Musik auf. Sie haben mich musikalisch immer unterstützt, deshalb war es für mich naheliegend, dasselbe für sie zu tun und ihre Musik für diesen Edit zu benutzen. Schaut euch mal ihr neusten Video an, für das TJ Lavin die Beats produziert hat:

Wenn wir schon mal von Videos sprechen: Du hast in der Vergangenheit selber einige wegweisende BMX-Videos produziert. Arbeitest du derzeit an irgendwelchen neuen Projekten?
Ich bin gerade dabei, einen neuen Edit für Goods BMX [Shop in Portland; Anm. d. Red.] zu filmen. Der kommt raus, sobald Shad Johnson [Besitzer von Goods BMX; Anm. d. Red.] und ich endlich Zeit dafür finden, ihn fertig zu machen.

Super! Werden wir dich in nächster Zeit mal wieder in Deutschland sehen?
Das hoffe ich! Das letzte Mal ist ja auch schon eine Weile her. Wenn ich mich nicht irre, war das 2006 für die BMX Masters.

Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?
KHEbikes und ich produzieren jetzt seit sieben Jahren gemeinsam Freecoaster. Ich möchte mich bei ihnen für die gute Zusammenarbeit und ihre Verlässlichkeit bedanken. Ohne das Innenleben der KHEbikes-Freecoaster hätte ich die Hälfte der Tricks aus meinen Videoparts niemals geschafft. Gerade bei Fakie Hops an größeren Treppen habe ich nämlich immer Angst davor, dass die Nabe bei der Landung einhakt und ich deshalb auf den Hinterkopf falle. Seitdem ich mit KHEbikes zusammenarbeite, muss ich mir darum keine Sorgen mehr machen.

„The Crisman“ von KHEbikes kommt ab dem Mai 2014 in den Handel. Der Freecoaster wiegt 638 g und kommt neben einer 14-mm-Hohlachse mit einem RHD-Driver (neun Zähne) und gedichteten ACB-Lagern. Außerdem wird es ein separates Nachrüstset geben, mit dem du die Nabe auf LHD umbauen kannst.