Wenn Flatlander darüber lamentieren, dass ihre Interpretation von BMX beim Rest der Krossradgemeinde zu wenig Anerkennung finden würde, können Vertfahrer darüber nur müde lächeln. Denn Vertcontests sind – zumindest in Europa – quasi ausgestorben, nennenswerten Nachwuchs sucht man vergebens und anstatt einer neuen Halfpipe lassen Städte und Gemeinden heutzutage lieber einen trendy Skateplaza springen. Tim Eichert lässt sich von dem unbestreitbaren Bedeutungsverlust der ehemaligen BMX-“Königsdisziplin” jedoch nicht beeindrucken und hat sich mit einigen Mitstreitern in der Bonner Rheinaue den Traum von der perfekten X-Games-Rampe verwirklicht. Wir haben mit ihm über dieses Projekt gesprochen.
Tim, stell dich doch mal bitte kurz vor. Wer bist du, wo kommst du her und wie lange fährst du schon BMX?
Hallo Jungs und Mädels, mein Name ist Tim Eichert und ich komme aus Köln. 1990 war ich als Zuschauer auf der BMX-WM in Trier, seitdem bin ich dem BMX-Rad verfallen und seit circa 1999 Vert-Pro.
Was fasziniert dich besonders am Vertfahren?
Vert fahren ist nicht die einfachste Disziplin, und man darf nicht erwarten, dass man in ein, zwei Tagen abgeht wie Schmitz’ Katze. Man braucht ein wenig mehr Zeit, sich an eine so große Rundung und an einen halben Meter Vertikale zu gewöhnen. Das ist nicht nur einmal machen und dann kann man es. Vielleicht hat es ein bisschen was von Flatland, da kann man auch nicht mit der Brechstange ran. Aber das ist auch der spezielle Reiz am Vertfahren. Wenn man dann erstmal über das Coping hinaus kommt, kriegt man das Grinsen nicht mehr weg. Es ist ein kleines Gefühl von Fliegen/Freiheit. Einfach schön!
Warum musste die alte Halfpipe in der Rheinaue letztes Jahr abgerissen werden?
Mein zweites Zuhause ist die Vertramp in der Bonner Rheinaue, die dem Verein Subculture Bonn e.V. gehört. Unseren Verein gibt es schon sehr lange, schon bevor ich angefangen habe zu radeln, und mittlerweile ist das die dritte Halfpipe, die hier gebaut wurde. Das Holz der letzten Rampe war zu alt und nicht mehr befahrbar, darum musste eine Neue her.
Wie lange hat es gedauert, bis die neue Rampe stand?
Die Verhandlungen mit verschiedenen Ämtern der Stadt Bonn haben ein Jahr gedauert. Einen Großteil der Kosten hat schließlich die Stiftung Jugendhilfe übernommen – noch mal ein riesen Dankeschön! Weitere Gelder musste der Verein aufbringen, insgesamt sprechen wir von ca. 80.000 €. Im Oktober letzten Jahres wurde dann das Fundament mit Hilfe einer Fachfirma gegossen. Da wir die beste Rampe haben wollten, kam nur eine G-Ramp in Frage. Also rückten Hansi Geiger und sein Team an, um uns eine X-Games-Rampe aufzubauen. Die neue Rampe ist 12 m breit und 4,25 m hoch, bestehend aus einer Metallkonstruktion mit Skatelite-Belag. Danke auch an die paar Jungs, die uns unermüdlich geholfen haben. Jetzt ist jeder herzlich eingeladen, die neue Rampe zu rippen!
Wann kann man dich in der Rheinaue treffen?
Treffen tun wir uns immer, wenn schönes Wetter ist, meistens nachmittags oder nach Absprache über Facebook (einfach nach “Subculture Bonn” suchen). Außerdem gibt es noch unsere Webseite www.subculture-bonn.de. Mich kann man auch jeder Zeit fragen, ob ich am Start bin, dann läuft auch immer Musik zum Abgehen. Einfach eine Mail an tim_ät_tim-eichert.com schicken.
Was für Events sind in diesem Jahr auf der neuen Rampe geplant?
Am 19. Mai findet die offizielle Einweihung der Rampe statt. Ansonsten sind in diesem Jahr in der Rheinaue mehrere Veranstaltungen geplant, wo immer sehr viel los ist. Bei den Events „Rhein in Flammen“, „Bierbörse“ und dem monatlichen Flohmarkt will der Verein sowohl kleine Festivals als auch Skate- und BMX-Sessions veranstalten.
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