Nach einer halbjährigen Aufwärmschlacht, in der es jede Woche Outtakes und Behind the Scenes-Footage gab, gibt es jetzt endlich das Stay Fit Video auch in Deutschland.
Die Tatsache, dass ungefähr die Hälfte der Beteiligten kurz nach der Premiere ziemlich abrupt ihren Hut nahm und eine neue Firma namens Cult aus der Taufe hob, senkte zugegeben meine Erwartungen an das Video ziemlich, denn wer gibt sich schon so richtig Mühe, wenn er weiß, dass er nach dem Erscheinen des Videos sowieso zu neuen Ufern aufbricht? In der Hinsicht sollte ich mich allerdings täuschen, denn alle abtrünnig gewordenen Fahrer liefern mindestens solide, wenn nicht sogar überdurchschnittliche Parts ab. Aber der Reihe nach.
Den ersten Part bekommt Brian Foster, was mich als ausgewiesenen Fan ein bisschen wurmt. Aber die Aufnahme eines der besten 360 Tables aller Zeiten macht das wieder wett, ebenso wie seine routinierte Betonparkbearbeitung mit Höchstgeschwindigkeit. Eddie Cleveland wird ja gerne als die Speerspitze der New School gefeiert, kann in seinem Splitpart zusammen mit Jackson Ratima allerdings diesen Status nicht untermauern. Seine Banger sind praktisch ausnahmslos aus seinem schon ein Jahr alten Interview in der Ride US bekannt und werden von Jackson Ratimas Grinderei in den Schatten gestellt.
Chase Dehart stand zugegeben immer ein bisschen auf meiner Abschussliste, weil ich den um ihn entfachten Hype nie so richtig verstehen konnte. Nach dem Part hat sich das geändert und ich muss gestehen: Alles, was er macht, hat Hand und Fuß. Er fährt schnell, er hat Pop, er lässt technische Tricks an Curbs gut aussehen und bei einem Manual to 180 Contest würde ich ohne zu zögern meine gesamten Ersparnisse auf ihn setzen.
Chase Hawks Section beinhaltet relativ wenig Überraschungen, auch Justin Inman macht in etwa das, was man vorausgesehen hat. Was bei beiden bedeutet, dass man hervorragende Trailsfootage und smoothes Streetfahren zu sehen bekommt. Russell Barones Section konnte ich leider nur mit abgeschaltetem Ton ertragen – wie leider zu erwarten war, wurde sie mit Reggae unterlegt. Er fällt inmitten der ganzen Superstars etwas ab, verdient sich aber den Janosch des Tages mit einem hübschen Toothpickbonk.
Danach folgt wahrscheinlich die Enttäuschung des Videos überhaupt, die sich schon in den Trailern ankündigte: die Tom White/Edwin Delarosa Splitsection. Während sich Tom White noch relativ respektabel schlägt, hat Edwin exakt vier Clips, von denen keiner in irgendeiner Weise besondere Bangerqualitäten mitbringt. Es ist schon klar, dass man nicht über Jahre hinweg immer nur hart produzieren kann, Edwin scheint sich aber nicht einmal Mühe zu gegeben zu haben. Laut Yak liegt das daran, dass seine gesamte Energie in seinen Part im nächsten Animalvideo fließt, für den wohl selbst die Beschreibung „episch“ untertrieben sein wird.
Bis zu diesem Punkt ist „Stay Fit“ ein ordentliches Video, die beiden letzten Sections treiben die Bewertung aber noch ein gutes Stück nach oben. Dakota Roche bringt innovative Grindskills insbesondere an Kinkrails mit und hat wenig Angst davor, aus großen Höhen im Flat zu landen. Van Homan wird in ein paar Tagen 30 und kann das von Dak vorgelegte Stuntlevel nur knapp halten. Dafür fährt er ungewöhnliche Spots, macht einen Hopover Derek Duster und beweist mit seinem letzten Trick, dass er immer noch gewillt ist, sein Leben zu riskieren.
Videonerds werden monieren, dass wohl mit mehreren nicht optimal aufeinander abgestimmten Kameras gefilmt wurde, ansonsten hat Rich Hirsch einen recht unauffälligen Job gemacht und sich zum Glück auf die Action konzentriert, auch wenn er öfter in die Filmburnkiste greift als Woozy und Timm Wiegmann zusammen.
Unterm Strich bleibt ein gutes Video mit einer enttäuschenden und zwei herausragenden Sections. Wer will, kann sich selbst auf einer der anstehenden Premierenfeiern davon überzeugen oder das Video im gut sortierten BMX-Fachhandel erwerben.
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