Mittlerweile sind auch in NRW die Sommerferien zu Ende. Die Siegener Jungs von Ironfield BMX haben das Beste aus der unterrichtsfreien Zeit gemacht und sind nach England gefahren. Hier ist ihr Reisebericht und das dazugehörige Video.
Dass es in Siegen einer der größten BMX-Szenen Deutschlands gibt, sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Der Siegener Skatepark ist aus etlichen Videos bekannt und Bruno Hoffmann hat dort seine Homebase, um regelmäßig aus einer der regenreichsten Gegenden Deutschlands zu fliehen. “Genau das wollen wir auch,” dachten sich sechs der jüngeren Siegener BMXer. „Mit dem BMX von Siegen nach Leeds“ war das offizielle Motto der Tour, denn Leeds ist die Partnerstadt von Siegen und so ließ sich sogar noch das Reisebudget reduzieren.
Ironfield BMX mit Eddie Baum, Alex Hermann, Max Hermel, Alex Köhn, Lorenz Gerlach und Carlo Hoffmann machten sich gemeinsam mit den Fahrern Axel Gliese und Martin Hoffmann auf die Reise. Anders als die Pro-Roadtrips von Etnies, KHE oder Vans starteten sie aber nicht mit einem modernen Van oder Reisebus, sondern mit einem 16 Jahre alten VW-Bus und einem 51 (!) Jahre alten Trailer für die Räder – und diesen Unterschied sollte die Crew des öfteren zu spüren kriegen.
Nach der Überfahrt auf die Insel mussten wir bereits auf dem ersten Campingplatz in Folkstone erfahren, dass Jugendliche nicht gerade zu den Wunschgästen zählen. Disziplinierungsmaßnahmen mit Feuerschutzbestimmungen waren nur eine von mehreren Reaktionen auf einen verbeulten und mit Aufklebern bepappten Bus, aus dem sechs Jugendliche und zwei nicht mehr ganz so frische Herren mittleren Alters entstiegen. Doch die Tour fing eigentlich super an. Jon Taylor von Seventies in Hastings empfing Ironfield BMX freundlich. Eddie war mit einem gebrochenen Rahmen unterwegs und Jon schenkte ihm den gebrauchten eines Federal-Teamfahreres. Anschließend stellte er uns die neue Seventies-Halle zur Verfügung.
Natürlich war es für uns eine große Ehre, zu den Ersten zu gehören, die die Halle fahren durften und am nächsten Tag nahm sich Jon sogar ein paar Stunden Zeit und zeigte uns die legendären Spots in Brighton.
Dann ging es Richtung Leeds und wir stellten erfreut fest, dass der „The Works“-Indoorpark mit drei Pfund Ferienpreise (normal sind in englischen Hallen 15–20 € am Tag!) anbot. Die Halle war okay, aber nicht unbedingt der Burner und die Städtepartnerschaft verlief nicht gerade nach Plan. Ein weiteres Mal wurde uns deutlich, dass die englischen Campingplätze und Ferienparks meist geschlossene Gesellschaften sind. Englischer Rasen, Sauberkeit und Ruhe waren dort die obersten Prinzipien und wir wurden eher als Eindringlinge gesehen. Zumal das englische Kleinbürgertum offensichtlich fürchtete, dass die Krawalle in London auch die ehemaligen Industriestädte im Nordwesten Englands erreichen würden und zumindest sah die Siegener Reisegruppe den Bildern marodierender Jugendlichen in den Zeitungen durchaus ähnlich.
In Liverpool wurden wir dann tatsächlich mit den englischen Riots konfrontiert. Bruno hatte seine Dub-Kumpels vorab über den Siegener Besuch informiert, so dass eine gechillte Session mit Scott Ditchborn, Paul Ryan und anderen Locals in der legendären Skatehalle Rampworx gefahren wurde. Nachdem uns die Locals eindringlich vor einem Besuch der Innenstadt gewarnt hatten und wir die erste Nacht in einem nicht gerade billigen Hotel verbringen mussten, fuhren wir uns am Tag darauf doch in die City, um mehr von Liverpool als das Industriegebiet am Rande der Stadt mitzukriegen. Die geplante Streetsession mit Jack von DubBMX fiel aufgrund des englischen Wetters leider aus und auch ansonsten war es eher ruhig in der Stadt. Deshalb entschlossen wir uns, die letzten Nacht unseres Roadtrips in einem billigen Formule1 Hotel, direkt an den Docks, zu verbringen. Ein kleiner entspannter Abendrundgang in der Stadt endete jedoch nach ein paar Metern, als uns die etwas nervöse Security im Einkaufszentrum, wieder ins Hotel schickte. Jegliche Ansammlungen von mehr als zwei Jugendlichen galten immer noch als Randalequelle und Kapuzenjungs aus Siegen sehen zumindest im Dunklen den Liverpooler Gangs nicht ganz unähnlich.
Mehr oder weniger ausgeschlafen machten wir uns am nächsten Tag auf die Heimreise und nach 10 Stunden erreichten wir die Fähre in Dover. Hier erwartetete uns unverhofft die Krönung unseres Roadtrips: Auf einmal stand Aaron Ross vor uns! Und er erkannte sogar Carlo vom Vans rebel jam in Portugal wieder. Die Etnies Europatour kreuzte sich also mit dem 1. Ironfield UK-Trip. Da passte alles zusammen, das war der grandioser Abschluss unserer 2.800 km langen Reise.
Fazit: Der 18 Jahre alte Bus hielt ohne zu Mucken durch und Ausfälle durch Verletzungen hat es auch keine gegeben. Sechs 15- bzw. 16jährige Siegener hatten bei bester Stimmung ihre Ferientour der besonderen Art. Danke auch an unsere Fahrer, Quartiermacher und Köche. Der nächste Roadtrip kann kommen!
Text: Martin Hoffmann
Fotos: Lorenz Gerlach
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