Dass BMX so ziemlich das Beste ist, was es auf der Welt gibt, darüber müssen wir an dieser Stelle nicht groß Worte verlieren. Leider gibt es ein Problem: Wie sich BMX medial darstellt, ist oft unter aller Sau. Bei aller Sympathie für ein gepflegte Portion Dilettantismus, so richtig überzeugen können falsch belichtete VX-Aufnahmen und Handyschnappschüsse auf Dauer nicht. Und das ist genau der Punkt, wo jene Menschen ins Spiel kommen, die wir in unserer neuen Rubrik „Bagcheck“ vorstellen möchten: Nämlich all jene BMX-Fotografen und -Filmer, deren Berufung es ist, Tricks auf zu kleinen Fahrrädern und das ganze Drumherum gut aussehen zu lassen.
So wie zum Beispiel unser ehemaliger Mitarbeiter des Monats aka Merlin Czarnulla, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, das die Sonderausgabe zu unserem 25-jährigen Dienstjubiläum fototechnisch so babba geworden ist. Dass man so ein Heft nicht mal eben mit dem Smartphone knipst, dürfte klar sein. Was für Geschütze Merlin damals aufgefahren hat und inwiefern sich sein Kamerafuhrpark seitdem sogar noch erweitert hat, erfahrt ihr in der ersten Folge von Bagcheck. Merlin scheut dabei den Deeptalk nicht und weil der hustle für BMX-Fotografen und -Filmer so real ist, gibt es noch ein paar Lifehacks vom Großmeister der Lifehacks gratis oben drauf. Check it!
INTERVIEW MIT MERLIN CZARNULLA
Wie lange hast du deinen aktuellen Rucksack schon und kannst du ihn empfehlen?
Das ist definitiv der beste Rucksack, den ich je besessen habe. Respekt an Lowepro an dieser Stelle. Ich habe das Gerät mittlerweile seit 10 Jahren, deshalb ist er auch schon total von der Sonne ausgeblichen. Das „AW“ im Produktnamen steht ja für All Weather und den All-Weather-Bezug habe ich tatsächlich noch nicht einmal benutzt. Einen Platzregen hält der Rucksack glücklicherweise auch ohne diesen Bezug Stand. Er hat die perfekte Größe, so dass man mit ihm voll beladen und mit zwei riesige Reflektoren an der Außenseite trotzdem noch in den Flieger kommt. Außerdem geht richtig viel rein, meiner ist trotzdem ständig überladen. Kurzum: Das beste Gerät, das man für Geld kaufen kann. Und man ist damit in bester Gesellschaft, denn Rich Forne und Fred [Murray] von der Dig haben den gleichen Rucksack. Leider gibt es dieses Modell aber nicht mehr auf dem Markt, was mich sehr traurig macht. Ich weiß echt nicht, ob ich weiter BMX-Fotos machen werde, falls er jemals kaputt geht. Es ist einfach der perfekte Rucksack.
„Ich weiß echt nicht, ob ich weiter BMX-Fotos machen werde, falls er jemals kaputt geht.“
Man könnte meinen, du wirst von Lowepro gesponsert. Gibt es sonst noch ein Teil deiner Ausrüstung, das du wärmstens empfehlen kannst?
Das Ministativ von Manfrotto kann ich all jenen besonders ans Herz legen, die gerne mal eine Fisheyesequenz schießen. Das ist nämlich sehr praktisch. Ich habe es schon seit Ewigkeiten und es erfüllt seinen Zweck sehr gut. Damit kannst du die Kamera einfach auf den Boden abstellen, holst dir noch ’nen Fernauslöser, damit es keine Verwacklungen gibt, und schon kannst du tiefenentspannt Sequenzen schießen. So habe ich zum Beispiel mal von Sebastian Anton eine Sequenz geschossen und einen Pocket-Wizard-Funkauslöser mit der Kamera verbunden. D. h., er hat die ganze Zeit irgendeinen Techshit in der prallen Sonne probiert, während ich mit einem Eis am Stiel im Schatten lag und einfach nur per Fernauslöser meine Kamera getriggert habe. Das nenne ich mal living the dream. Falls jetzt jemand an dem Stativ Interesse hat, müsst ihr ein wenig aufpassen. Manfrotto hat nämlich auch ein Ministativ im Angebot, das sich aber hauptsächlich an die YouTuber-Fraktion wendet und dementsprechend eher nicht zu gebrauchen ist.
Ich sehe, du fotografierst mit der Sony Alpha 7 III. Bist du mit der Kamera zufrieden und wie sieht es mit dem Angebot an Objektiven dafür aus? Ist das nicht ziemlich limitiert?
Ich bin mehr als happy mit der Sony Alpha 7 III. Es ist tatsächlich die beste Kamera, die ich jemals besessen habe. Sie schießt super schnelle Serienbilder, ist leicht, die Akkus halten lange. Kurz: Alle Kinderkrankheiten der Alpha-Serie wurden von Sony mit der dritten Version ausgemerzt. Mit dem Batteriegriff kannst du locker einen Tag durchfilmen und die Akkus gehen trotzdem nicht leer. Absolut up-to-date die Kamera. Sie ist auch super lichtstark, d. h., auch wenn es dunkel ist, rauschen die Bilder nur sehr wenig. Ein besonderes Gimmick ist außerdem, dass du die Kamera mit deinem Handy auslösen und den Shutter auf lautlos stellen kannst. Sprich: Du kannst dir die Kamera um den Hals hängen und dann mit deinem Handy auslösen, was für den Außenstehenden so aussieht, als würdest du auf Google Maps nach dem Weg suchen. Aber in Wirklichkeit schießt du gerade ein Porträt. Gerade als ich in New York war, habe ich das öfter mal so gehandhabt. Was gerade in der Hood super ist, wo sketchy characters rumlaufen, von denen du trotzdem interessante Fotos schießen kannst, ohne dass sie eine Ahnung davon haben, dass sie fotografiert werden.
Du sollst Verkäufer werden! Hattest du nicht erst eine andere Sony-Kamera?
Ja, in der Tat. Als du mich angehauen hast, dass wir zum 25-jährigen Jubiläum von freedombmx ein Magazin veröffentlichen, bin ich erst mal losgegangen und habe mein bestehendes Cam-Set-up geupgradet. Damals habe ich mir dummerweise eine Alpha 7 IIR gekauft, die zwar mit 48-Megapixeln schießt, aber nur drei Bilder die Sekunde im Serienmodus anfertigt. Zuerst war ich damit eigentlich ganz happy, bis dann drei Wochen nach dem Kauf ein befreundetet Fotograf mich darüber aufgeklärt hat, dass die Alpha 7 III für meine Zwecke viel besser geeignet ist und die bereits oben erwähnten Kinderkrankheiten nicht mehr hat. Also bin ich zu dem Saturn gegangen, wo ich meine Kamera gekauft hatte, habe dort alle Quittungen von den teuren Objektiven auf den Tisch gepackt, die ich noch gekauft hatte, und meinen größten Hundeblick aufgesetzt. Obwohl sie es nicht hätten machen müssen, haben sie dann doch glücklicherweise die Kamera zurückgenommen und mir die Alpha 7 III verkauft. Ich könnte damit nicht glücklicher sein. Ich hätte mich wahrscheinlich grün und blau geärgert, wenn ich bei der Alpha 7 IIR geblieben wäre.
Das mit dem mangelnden Angebot an Sony-Linsen finde ich nicht so schlimm. Das Einzige, was ich von einer anderen Firma dazukaufen musste, weil es das nicht nativ für das Sony-Mountsystem gibt, war das Fisheye. Das habe ich in den USA gekauft, aber dem Roadtrip mit Eddie Baum damals, weil mein Walimex-Fisheye, das nativ für die Sony ist, kaputt gegangen ist. Aber das würde ich ohnehin niemandem empfehlen. Das hat eine unschöne Verzerrung und ist auch qualitativ nicht gut. Also habe ich mir second hand ein 16-mm-Fisheye von Nikon gekauft, mit dem ich mehr als glücklich bin und mit dem auch Ricky Adam und auch ein gewisser Martin Ohliger ihre Fotos geschossen haben, was mein Herz natürlich höher schlagen lässt. Da bei Fisheye ja eh meist bei Blende 8 alles scharf ist, war es mir auch relativ egal, dass ich keinen Autofokus habe. Sowohl fürs Filmen als auch für die Fotografie ist das in dem Fall einfach unnötig.
Wie ich sehe, hast du Mittelformatkamera von Zenza Bronica in deinem Repertoire. Unlängst hast du dir sogar ein neue Objektiv dafür gekauft. Stauben die Sachen nur ein oder sehen die ab und zu auch mal Action? Es ist ja mittlerweile Gang und Gäbe, dass das meiste digital produziert wird.
In der Tat hat mich in letzter Zeit das Mittelformatfieber wieder gepackt und erwische mich dabei, wie ich immer mehr analog arbeite, nicht zuletzt mit den Point-and-shoot-Kameras. Deshalb ich habe wieder damit angefangen, auch den High-Class-Kram auf Film zu bannen. Kurz: Ich habe meine Liebe für das Medium Film wiederentdeckt. Nachdem ich bisher nur ein Fisheye und ein relativ weitwinkliges Objektiv hatte, habe ich mir jetzt noch für ’nen Abbel und ’nen Ei ein 150-mm-Objektiv zugelegt, was die Bronica für mich nochmal vielseitiger macht. Wobei dazu noch zu sagen ist, dass ein Fisheye auf einem quadratischen Bild einfach unschlagbar ist. Deshalb wird das auch immer meine Lieblings-Kamera/Objektiv-Kombination bleiben und ich bin sehr glücklich, diese mein Eigen zu nennen. Auch wenn sie meist nur für die besonderen Bilder aus dem Kamerarucksack kommt.
„Ich habe meine Liebe für das Medium Film wiederentdeckt.“