Wenn man eines nicht gebrauchen kann, dann maximal von zu Hause entfernt zu sein, wenn eine Pandemie ausbricht. Felix Prangenberg war mit wethepeople in Kalifornien, als die Corona-Krise aus dem Ruder zu laufen begann. Wir haben mit ihm über den Trip und die Eskalation der Situation gesprochen.
Hey, Felix! Wie geht es dir? Ich gehe mal davon aus, dass du derzeit zu Hause bleibst. Wie vertreibst du dir die Zeit?
Hey Markus! Ganz gut soweit. Komische Zeiten. Genau, ich bin gerade erst mal bei meinen Eltern zu Hause. Hier ist man am Arsch der Welt und bekommt nicht all zu viel von dem Wahnsinn mit. Hier sind die Straßen so oder so leer, haha. Nina ist auch mit hier und wir sind schon mal alles Mögliche am Ausmisten und in Kartons am Packen für unseren Umzug, der bald ansteht. Sonst fahre ich was Flatrail vor der Türe oder fahre in die umliegenden Städte, um mal ein paar Spots zu fahren – alleine oder mit wem anders, aber dann natürlich mit 2 Meter Abstand.
„Alleine oder mit wem anders, aber dann natürlich mit 2 Meter Abstand.“
Vor ein paar Wochen sah die Welt noch ganz anders aus, da warst du mit wethepeople in den USA. Was war Sinn und Zwecke dieser Reise?
Ja, genau. Hauptsächlich sind wir rüber geflogen, um noch ein paar Missionen für die neue wethepeople-DVD abzuhaken, da wir jetzt in den finalen Monaten sind.
Während deines USA-Aufenthalts ist die Lage immer mehr eskaliert. Wie hast du das wahrgenommen?
Als wir rüber geflogen sind, haben wir uns bei allem nicht viel gedacht. Klar, wir haben die Hände noch öfters als üblich gewaschen, aber sonst haben wir gedacht, dass es eh nur Schwachsinn und Panikmacherei ist. Die ersten Tage waren super entspannt, viel Rad gefahren, keine Nachrichten angeschaut und bewusst nichts über den Corona-Wahnsinn online gelesen, weil wir alle wissen, dass die Massenmedien gerne alles etwas übertreiben. Nach paar Tagen haben wir dann doch verschiedene Sachen mitbekommen, wie es zu Hause in Europa aussieht und standen plötzlich vor leeren Supermarktregalen in Long Beach. Ab dem Punkt waren wir dann doch beunruhigt.
„Ab dem Punkt waren wir dann doch beunruhigt.“
Wurde der Trip frühzeitig abgebrochen? Ihr habt ja zum Beispiel Shopbesuche abgesagt, oder?
Ja, also einen shop stop haben wir noch gemacht, aber auch das fand ich schon echt nicht mehr so cool. Ich finde, wir hätten den auch schon absagen müssen. Den zweiten haben wir dann abgesagt, weil uns gesagt wurde, dass da noch mehr Kids hinkommen würden und das war uns dann alles was zu sketchy. Bei dem Ersten bin ich schon kaum mehr Rad gefahren, weil ich mit meinem Kopf ganz woanders war. Wir sind am Ende dann auch einen Tag früher nach Hause geflogen, weil wir die ganze Situation einfach nicht einschätzen konnten.
Habt ihr trotzdem noch gefilmt oder war damit auch irgendwann Schluss?
Für mich war da Schluss und ich wollte einfach nur nach Hause, weil ich gemerkt habe, wie ernst die ganze Situation war. Da wir nachts nach dem ersten Shopbesuch im Joshua Tree Nationalpark geschlafen haben und es noch drei Stunden bis nach Long Beach waren, haben wir auf dem Rückweg an verschiedenen Spots angehalten. Dan und Grant haben dort noch was gefilmt. Ich habe nur nach Flügen nach Hause geschaut.
„Ich wollte einfach nur nach Hause, weil ich gemerkt habe, wie ernst die ganze Situation war.“
War es schwierig, die Tickets umzubuchen?
Das war dann doch relativ einfach. Wir sind einfach zum Flughafen gefahren und sind dann erst mal von Schalter zu Schalter gelaufen bis uns wer helfen konnte. Sind dann an eine super nette Frau geraten, die direkt alles mögliche für uns versucht hat und uns im Endeffekt auch auf den Flug bekommen hat, den wir nehmen wollten. Mussten sogar nichts drauf zahlen. Also shout-out and die nette Dame bei Air France/KLM.
Hast du dir Sorgen gemacht, dass du nicht mehr nach Hause kommst, nachdem President Trump die Grenzen schließen ließ?
Definitiv. Bei dem Typen weiß man nie. Auch wenn es erst einmal hieß, dass man aus Europa nicht in die USA fliegen darf, habe ich mir trotzdem Gedanken gemacht, nicht mehr Heim zukommen. Einfach weil man die erste Zeit nichts Genaues über das ganze Thema gefunden hat. Aber dann dachte ich mir, als ob der Idiot Ausländer in seinem Land haben möchte. Der tut alles dafür, dass wir noch nach Hause kommen.
Wie hast du die Stimmung in den USA wahrgenommen?
Es war komisch. Die Supermarktregale wurden leerer und leerer, die Straßen wurden leerer, verschiedene Läden haben schon zu gemacht und auf dem Highway gab es überall Hinweise auf den Anzeigetafeln über Corona. Ich musste einfach gucken, dass ich mich selbst nicht all zu verrückt mache und einen klaren Kopf behalte. Es war in dem Moment schwer, das alles zu realisieren, was gerade so abgeht.
„Ich musste einfach gucken, dass ich mich selbst nicht all zu verrückt mache und einen klaren Kopf behalte.“
Gab es einen Unterschied zu der Stimmung in den USA und der Stimmung hierzulande als du wieder in Deutschland gelandet bist?
Also ich war erstaunt, als ich in London zwischengelandet oder hier in Köln dann angekommen bin, dass kein Fieber gemessen oder sonst irgendwie kontrolliert wurde. Die Autobahn war leer und ich war einfach unglaublich erleichtert, dass ich zu Hause war. Ehrlich gesagt, habe ich mir seit dem ich zurück bin, nur die Rede von der Angie angeschaut und sonst alles Mögliche an Nachrichten so gut wie gemieden. Ich habe mir verschiedene Meinungen von Leuten aus verschiedenen Ländern online durch gelesen, aber das war’s auch schon. Klar, auch wenn ich jetzt gerade hier auf dem Dorf in den Supermarkt gehe, ist auch hier das Meiste ausverkauft, weil die Leute am Rad drehen. Ich weiß, dass die ganze Situation ernst ist, aber seit dem ich zu Hause bin, bin ich doch viel entspannter, versuche das Beste aus der Situation zu machen und nicht verrückt zu werden!