Share

Blog

Deutsch als Fremdsprache

In der soeben erschienenen Ausgabe #95 findet sich ein Leserbrief mit einer zugegeben patzigen Antwort von mir. Und kaum ist das Heft im Handel, meldet sich der ursprüngliche Leserbriefschreiber schon wieder:

Dear Mr. X!!!
Zu meinem Erstaunen,stellte ich fest, dass Ihr meinen Elektronischen Brief 😉 in eurer aktuellen Ausgabe gedruckt habt. Allerdings bin ich nicht davon ausgegangen, dass mein Gegenüber überhaupt noch in der Lage ist, Deutsche Rechtsschreibung auf seine Richtigkeit zu beurteilen.Daher habe ich mir auch nicht die Mühe gemacht, grammatikalisch korrekt zu schreiben. Sicher ist BMX eine Amerikanische Erfindung, trotz alldem ist Freedombmx eine Deutsche Zeitung, oder glaubst du etwa, dass amerikanische Nazisympathisanten ihre Heftchen auf halb Deutsch halb Englisch schreiben, nur weil der Ursprung aller Nazihaftigkeiten in Deutschland liegt??!!
Desweiteren beklagte ich lediglich, dass ich als 11-jähriger Teenager (pubertierender Jugendlicher) ,der in der 5. Klasse war, leider erst ein Jahr Englischunterricht genießen dürfte und daher schon sehr angenervt war. Und wenn ich zehn Jahre später wieder das Magazin lese und feststellen muss, dass noch mehr Englisch dort geschrieben ist, regt es mich selbstverständlich im Namen aller 10 bis 15-Jährigen auf, die immerhin höchstwahrscheinlich, auch wenn Ihr es nicht wahrhaben wollt, mindestens 70% eurer Leser sind.
Ich könnte wetten, dass es in diesem Alter für einen Jungen normal ist, BMX zu fahren und nur Leute wie du, die ihren Kindheitstraum leben, zählen sich selbst zu einer Subkulturellen Randgruppe, so wie du es bezeichnest. Es gibt wahrscheinlich mehr Jugendliche Fahrer, als Fahrer, die „adult“ sind, wie du es schreiben würdest, um es kurz und präzise auszudrücken! Klar bin ich selbst 25 Jahre alt und fahre wieder selbst BMX, trotz alldem macht es mich leicht sauer, wenn jemand wie du, der sich selbst nicht mit dieser Gesellschaft identifizieren kann, meinen geliebten Sport als Subkulturelles darstellt, um mir anschließend diese Begründung als Grund zu liefern, warum der Großteil eurer Leser sich mit diesem Denglisch rumschlagen muss. Ausserdem liegt der Reiz einer Leserbriefaktion darin, sich der Kritik anzunehmen und nicht darin, so wie du es wahrscheinlich getan hast, das komplette Internet nach irgendwelchen Spinnern zu durchsuchen, die irgendwann mal das Wort Internet durch das Wort Weltnetz ersetzen wollten, um mir das anschließend als Erklärung zu liefern. Und wenn du keine Rotten Eggs in deinen Speedo Torpedo Panties hast, wie du es ausdrücken würdest, kannste ja gerne mal diesen Brief drucken.
PS: Ich zitiere die SeitenBodüre eures aktuellen Heftes: Trip KHE Made in GERMANY/Alliance BMX-Dirty SACHSEN Roadtrip/Contest BMX Masters 2010/Big in Bavaria/Flat against Changer und etc…lasst euch doch nur mal das Wort Dirty SACHSEN Roadtrip auf der Zunge zergehen, dass ist genauso wie bei der Supernanny, wo die Hartz4 Mutti nach Justin-Jamie-Lee (und jetzt kommts:der Nachname) BONGARTZ ,oder lass es von mir aus auch PASCHULKE sein, ruft. Greetz<-;) David!
Weil ich das Eisen schmieden möchte, solange es noch heiß ist, antworte ich an dieser Stelle:

Lieber David!
ich muss gestehen, dass meine ursprüngliche Antwort nicht unbedingt zu einer sachlichen Diskussion beigetragen hat, deswegen gehe ich jetzt einfach mal Schritt für Schritt auf deine Argumente ein:

1. „Die armen Kinder.“
Immer, wenn jemand sich stellvertretend für eine Gruppe beschwert, der er selbst nicht angehört, läuten bei mir die Alarmglocken. Wenn die 10-15-jährigen (übrigens ziemlich genau die Hälfte unserer Leserschaft) ein Problem mit zu viel englischen Wörtern bei uns hätten, würden die sich schon melden. Das hat bis jetzt noch niemand getan, jedenfalls nicht in den letzten drei Jahren. Fakt ist, dass inzwischen in vielen Grundschulen schon Englisch gelehrt wird und wir nur einzelne englische Worte verwenden, die sich bei Bedarf sehr einfach nachschlagen lassen. Ich sehe da weiterhin absolut kein Problem.

2. „Subkulturen bestehen aus vermummten Steinewerfern, BMX ist ein ganz normaler Sport.“
Eine Subkultur ist nicht automatisch eine Randgruppe. Entscheidendes Merkmal einer Subkultur sind geteilte Werte, Symbole und Rituale, was sich in einem bestimmten (von der Mehrheit verschiedenen) Lebensstil äußert. Alle Subkulturen haben neben bestimmten Kleidungsstilen auch ihre eigenen sprachlichen Gewohnheiten, die einerseits der Abgrenzung nach außen (z.B. gegen die Eltern) dienen und andererseits innerhalb der Szene ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Wenn man diese Maßstäbe anlegt, ist BMX eindeutig eine Subkultur.

3. „Weil ich einen Leserbrief schreibe, habe ich recht.“
Du sagst, dass der Sinn einer „Leserbriefaktion“ für mich darin besteht, die Kritik anzunehmen. Dass du dich nachts um vier hingesetzt und ein paar Zeilen zu unserem Heft hingerotzt hast, geht aber noch lange nicht als Kritik durch. Wer Sätze wie „und eure seite im netz, ist einfach kacke man, voll unuebersichtlich+denglisch, ich dachte erst mal gar nicht das die seite ueberhaupt auf deutsch ist.“ schreibt, sollte nicht damit rechnen, dass man seine Mails ernst nimmt. Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus.

Ganz grundsätzlich sollte man vielleicht auch mal festhalten, dass das Beharren auf der Reinheit einer Sprache unsinnig ist. Sprachen sind permanent in Veränderung und dazu gehört eben auch, Wörter anderer Sprachen zu übernehmen, wenn sie präziser, eleganter oder kürzer sind. Anstatt sich darüber zu beschweren, dass unsere Umgangssprache durch die vielen englischen Ausdrücke „verunreinigt“ wird, könnte man ja auch begrüßen, nicht mehr kompliziert um den heißen Brei herumreden zu müssen.
Best regards,
x

Share

Geschäftsbedingungen

Gib bitte deine Email Adresse an, damit wir dich mit News, Updates und den neuesten Angeboten versorgen können. Falls du nicht mehr interessiert bist, kannst du dich jederzeit abmelden. Wir geben deine Daten nicht an Dritte weiter und werden dir nur Nachrichten schicken, die dich auch interessieren. Versprochen!

Read our full Privacy Policy as well as Terms & Conditions.

production