Nachdem die 20inch Trophy 2014 mit Sonnenschein und Kaiserwetter verabschiedet wurde, hielt es der Tiroler Wettergott nur für angebracht, den diesjährigen ersten Stopp der größten österreichischen BMX-Contestserie ebenfalls mit reichlich Sonnenstrahlen einzuläuten. Über 40 internationale Fahrer aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich und Tschechien hatten sich bereits einige Wochen vorher registriert.
Wie gehabt, trudelten bereits am Freitag die ersten Fahrer ein, um sich mit dem Park, der frischen Bergluft und der Zapfanlage vertraut zu machen. Um nicht direkt in den Conteststress zu starten, wurde am Freitag ein entspannter „Stuff for Tricks“-Jam angesetzt. An drei Obstacles konnten jeweils Technik, Flugvermögen und Mut unter Beweis gestellt werden. Zur Belohnung gab’s Goodies aus der Goodietüte des Moderators. Der erste Spot, das Curb, wurde ohne Frage von der italienischen Street-Crew dominiert, die mit 3er-Smith-to-Nose und ähnlicher Pegrobatik zeigte, wer in seiner Freizeit die meisten Curbs fährt. Leider kann ich mich nicht mehr genau erinnern, was am Step-up alles gezeigt wurde. Dem Starterfeld nach zu urteilen, muss es sich aber um diverse Whip-, Lenker- und Fahrrad- beziehungsweise Körperrotationen gehandelt haben. Weiter zum letzten Spot, dem Stairset mit Rail und breiter Granitledge. Ich kann euch sagen, hier ging’s heiß her. Von massiven Bails und Klassikern wie 360s über das Rail und 180-to-Cab an der Ledge konnten auch seltenere Tricks wie Pedalcrooks am Rail und Nosie 180s die Ledge runter bewundert werden.
Im Anschluss wurde, wie gewohnt, ins Weekender Café geladen, um auch partytechnisch entspannt in das Wochenende zu starten. Jetzt denkt ihr euch, nach drei Bier ist jeder in Richtung Bettchen aufgebrochen, um am nächsten Morgen fit zu sein. Leider muss ich euch enttäuschen, schließlich sind wir in Innsbruck, das bekannt dafür ist, nicht nur eine, sondern zwei Contestparties zu schmeißen: eine vor, eine nach dem Contest. So konnte also Samstagmorgen um vier noch die ein oder andere Gestalt mit szenenstereotypische Hornhautschwielen an den Händen in einschlägigen Clubs gesichtet werden.
Da ich meine Wenigkeit zu einer dieser Gestalten zählen muss, kann ich nicht genau sagen, wer am nächsten Morgen pünktlich um zehn Uhr in der Halle war, um sich einzufahren. Jedenfalls war bei meinem Eintreffen bereits reges Treiben zu beobachten. Es wurden schon Burger gebrutzelt, Vans-Waffeln gebacken, fleißig Getränke ausgeschenkt und verköstigt, Fotos geknipst, Instagram gecheckt und die Rampen befahren. Über der Bar konnte man einen Blick auf den Preis für den Gesamtsieg erhaschen: eine limitierte Vans/Epiphone/20inchTrophy-E-Gitarre!
Auch die letzten Fahrer aus ganz Mitteleuropa waren nun angereist und das Qualifying konnte beginnen. Gestartet wurde in zehn Heats à acht Minuten mit jeweils vier bis fünf Fahrern. Das meiner Meinung nach entspannteste Format, da alle Fahrer, egal ob Pro, Amateur oder Rookie in einer Klasse starten können, sich alle gleichberechtigt fühlen und man auch einfach aus Spaß am fahren mit Freunden teilnehmen kann – ohne den Druck einen perfekten 90-Sekunden-Run hinzubekommen.
So wurde also gestartet und das facettenreiche Fahrerfeld gab sich fahrerisch dementsprechend die Klinke in die Hand. Einzelheiten in Sachen Tricks werde ich euch ersparen, die wird es im zugehörigen Edit zu sehen geben. Ihr könnt euch aber sicher sein, dass eine so abwechslungsreiche Halle einiges hergibt.
Im Finale durften die besten 16 Fahrer der Vorrunde noch einmal auf’s Parkett. Auch hier möchte ich auf zu viele Trickaufzählungen verzichten, aber – verdammt! – es wurde tief in die Bangerkiste gegriffen. Bobo mit einem Whip-to-Wallride-des-Todes mit geschätzten 7-18 Metern Flugphase, Vilibald Vitèk mit einem Frontflip, das Senad-Grosic-Showprogramm, ein Nollie 180 Barspin to Flat am größten Gap des Parks von Moritz Nussbaumer, supersmoothe Hang-5 to Manual Lines von Kevin Holub und Andi Wohnigs Flow waren meine persönlichen Highlights.
Anschließend wurde noch fix die Bar ausgetrunken, die Waffeln aufgegessen und der Park fertig gesessionet, um sich zwei Stunden später im Weekender zur obligatorischen Afterparty einzufinden. Auch ohne Cola mit Ice war der Club voll und die Wax Wreckaz ließen das Feiervolk bei Booze Bingo und Scooter-Strobo bis in die Morgenstunden ausrasten. Wer jetzt Details erwartet, muss leider, unter anderem aus Jugendschutzgründen, enttäuscht werden, sollte sich aber für das nächste mal die Snapchat Freundschaft oder den Instagram-Account der Locals organisieren – am besten beides!
Mittlerweile ist Sonntag, ich sitze im Fernbus nach Hause zum Osteressen und rekapituliere die letzten zwei Tage voller Kinderfahrräder, netten Menschen, gutem Essen und Feierei. An dieser Stelle vielen Dank an alle Sponsoren und Organisatoren, alle die da gewesen sind und auf welche Weise auch immer Hand angelegt haben. SERVUS!
Text: Clemens Kartmann
Fotos: Fabio Cracolici
Share