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Fliegen ist scheisse

Eine Gegendarstellung.

„iPods!?“ entgegnet mir der debil dreinblickende Beamte beim routinemäßigen Sicherheitscheck vor dem Sicherheitscheck, als ich im den Inhalt meiner Reisetasche als „Kamera equipment and Tripods“ beschreibe. Tripods kenne er nicht, er müsse das dem Supervisor melden. Etwa 45 Minuten später ist geklärt, dass mein Tasche zwar sicher genug für den Sicherheitscheck, dennoch gemäß irgendwelcher Statuten etwa $70 an Gebühr für Übergröße wert ist. Schon leicht beleidigt kläre ich die weiteren Formalitäten am Schalter und wuchte meine Tasche auf das Förderband, von wo sie ins Ungewisse davon schleicht. Das Wort „aufgeben“ kommt mir in den Sinn, während ich mich bemühe, die Aufmerksamkeit weg von dem zu lenken, was da auf meinen Rücken hängt. Wenig später ist Hürde eins genommen und ich finde mich in erneut in einer Menschenschlange wieder, die wiederum umschleicht wird von wichtig anmutenden Personen. Schuhe aus. Gürtel da rein. Ist da ein Laptop drin? Und überhaupt, was ist das denn da? Zahnpasta in den wiederverschließbaren Sack. Gibt‘s am Automaten. 1 Euro. Ob ich die Tasche mal öffnen könne? Die Kamera bitte mal einschalten. Soso, Akkus also … Warten sie bitte kurz, der Sicherheitsbeamte ist gleich bei ihnen.
Der Weg zum Flugsteig führt durch einen Wald von duty free Geschäften, in dem ich abwechselnd den beissenden Parfümwolken und Geschätsleuten mit ihren Rollatoren auszuweichen versuche, nur um dort von der nächsten Warteschlange erwartet zu werden. Von jetzt an herrscht Krieg. Es geht darum, die knapp bemessene Anzahl von Plätzen im Flugzeug zu belegen — ohne Zweifel deutlich geringer, als die Anzahl der Passagiere. Ich lasse erneut Sicherheitsbelehrungen über mich ergehen, in der Hoffnung, dort oben in der Luft endlich meine Ruhe zu haben.
Weit gefehlt.
„Ich bin ihr Kapitän und das ist die Crew. Wir präsentieren ihnen dies. Kaufen sie das. Kennen sie schon jenes??“ schallt es aus dem Lautsprecher. „Ein Bier? Das macht €4,50“. Ich wünschte, mir ginge es wie meinen Beinen. Die sind schon lange eingeschlafen.
Hinten applaudieren einige Touristen als wir den Boden berühren und schon piepsen überall die Händies: Wer als erster aus dem Flugzeug kommt, gewinnt! Nur noch drei Warteschlangen und ich habe endlich mein Ziel erreicht. Irgendwie werde ich dann sicher auch einen Bustransfer in die Stadt finden, deren Namen dieser Flughafen trägt.

Für den Rückweg würde ich mir am liebsten den Rucksack mit Dosenbier vollstopfen, ein Ticket am Automaten ziehen, mein Rad ins Fahrradabteil stellen und mich vier Meter weiter auf einen vergleichsweise geräumigen Platz setzen. Statt aufs Warten zu warten fahre ich Bahn; Die ist zwar teuer, unpünktlich, der Service ist unterirdisch und einen Sitzplatz bekommt man auch selten — aber dafür ist es im Vergleich zum zwanghaft weltbürgerlichen Getue und dem Manager-Schaulaufen an Flughäfen herrlich provinziell und vor allem bleibt man von US-amerikanischer Sicherheitsparanoia verschont. Ich bleibe dabei: Fliegen ist scheisse.

Text: Thomas Fritscher

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