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Der Coronavirus kann jede*n treffen. Für dieses Interview haben wir mit Marcus Brückner über sein Leben in der Quarantäne gesprochen.

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Marcus Brückner über seinen Alltag in der Corona-Quarantäne

Vor ein paar Tagen meldete sich Marcus Brückner bei uns. Sein Anliegen: Aufgrund der Quarantäne, in welcher er sich derzeit befände, habe er nun endlich die Zeit gefunden, das neue SIBMX-Video von Nico van Loon fertig zu schneiden. Und ob wir das vielleicht posten möchten … Moment, halt stopp! Stand da wirklich „Quarantäne“? Uh-ha, tatsächlich! Nun gut, bestimmt war das von ihm nur unbedacht so dahingesagt. Schließlich wird eine Quarantäne behördlich angeordnet, während sich Marcus ganz sicher freiwillig zu Hause eingeigelt hatte, um seinen Teil dazu beizutragen, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Doch auf die entsprechende Rückfrage folgt die Ernüchterung: Es lag keine Begriffsverwechslung vor! Marcus und seine Freundin Maike befinden sich derzeit tatsächlich in einer zweiwöchigen, vom Gesundheitsamt verordneten Quarantäne. Wie es dazu kam und was das für den Alltag der beiden bedeutet, verrät uns Marcus im folgenden Interview.

Warum hat deine Freundin einen Test gemacht?
Maike zeigte einige Tage Symptome und wurde daraufhin von ihrem Arbeitgeber gebeten, sich doch mal testen zu lassen. Gesagt getan. Drei Tage später kam dann das positive Ergebnis.

Sauätzend! Könnt ihr den Infektionsweg nachvollziehen?
Nein. Wir vermuten aber, dass es entweder auf einem Konzert oder auf der Arbeit passiert sein könnte.

Marcus Brückner auf den Trails59 der AbenteuerhallenKALK; Foto: Johannes Dreyer
Ein Bild, das es in diesem Jahr bestimmt noch häufiger zu sehen geben wird: Marcus auf den Trails59 der AbenteuerhallenKALK; Foto: Johannes Dreyer

Du wurdest negativ getestet, richtig?
Jap, dennoch muss ich auch für zwei Wochen in Quarantäne.

Wärst du denn nicht allein schon aus Solidarität und Verantwortungsbewusstsein sowie freiwillig in Quarantäne gegangen?
Ja, klar. Also das Ding ist, ich wäre auch zu Hause geblieben, wenn ich nicht vom Gesundheitsamt die Anordnung bekommen hätte. Also als Maike ihren Test gemacht hat, habe ich gleichzeitig direkt bei meinem Arbeitgeber Bescheid gegeben, dass es soweit kommen könnte und ich in Quarantäne muss. Ab da an habe ich mich auch gleich ins Homeoffice begeben.

Maike

Wie habt ihr die Diagnose aufgenommen?
Maike hatte einen kurzen mental breakdown. Ich hatte mit dem Ergebnis schon gerechnet und war daher eher gelassen. Die spontanen Gedanken waren erst mal, allen Kontaktpersonen der letzten 12 Tage Bescheid zu geben. Das hatte zu Folge, dass wir beide sehr viel Zeit am Telefon verbracht haben. Eine Menge Fragen prasselten auf uns ein. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass viele dachten, wir wären jetzt die Experten auf dem Gebiet. Sind wir nicht. Sorry, Leute!

„Manchmal hatte ich das Gefühl, dass viele dachten, wir wären jetzt die Experten auf dem Gebiet. Sind wir nicht. Sorry, Leute!“

Warum hast du mit einem positiven Testergebnis gerechnet?
Hm, war irgendwie ein Bauchgefühl. Die Symptome sprachen halt auch stark dafür.

Wie haben eure Freunde darauf reagiert?
Unsere Freunde waren sehr verständnisvoll und zeigten Mitgefühl. Viele boten direkt ihre Hilfe an, uns mit Lebensmitteln usw. zu versorgen. Man spürte aber auch eine leichte Verunsicherung bei dem ein oder anderem.

Marcus im Singapur-Urlaub
Fotos: Johannes Dreyer

Wie geht es euch sowohl gesundheitlich als auch mental?
Gesundheitlich geht es Maike ganz gut. Sie hatte immer wieder unterschiedlich Symptome von Glieder- über Kopfschmerzen bis zu starkem Husten und Fieber. Dennoch arbeitete sie sogar das Wochenende durch. Dank sei dem Homeoffice. Mir geht es gesundheitlich bestens. Bisher bin ich frei von Symptomen und hoffe, dass das so bleibt. Mental ist es manchmal schwierig. Die ganze Zeit zusammen und dennoch mehr oder weniger getrennt voneinander zu leben, ist seltsam. Das schöne Wetter draußen macht es einem auch nicht leichter. Dazu kommt der innere Bewegungsdrang, der um so länger sich das Ganze zieht, einen schon leicht kirre machen kann.

„Die ganze Zeit zusammen und dennoch mehr oder weniger getrennt voneinander zu leben, ist seltsam.“

Ihr dürft eure Wohnung nicht verlassen, richtig?
Ja, das ist richtig.

Wie sieht jetzt euer Alltag aus? Seid ihr räumlich getrennt?
Unser Alltag verläuft in der Woche fast wie gewohnt, bis auf die Tatsache, dass man das Haus nicht verlässt. Wir stehen zur gewohnten Uhrzeit auf und arbeiten von zu Hause. Mittlerweile bin ich dazu übergangen, mir morgens mal wieder eine Hose anzuziehen, um ein bisschen Normalität ins Leben zu bringen. Wir schlafen momentan allerdings in getrennten Räumen: Ich habe das Sofa im Wohnzimmer eingenommen und sie hat das Bett bekommen. Auch meinen Arbeitsplatz habe ich in die Küche umbauen müssen. Unsere Malzeiten bereite ich überwiegend vor, so dass Maike nichts unnötig anfassen muss. Zusätzlich haben wir Desinfektionsmittel aller Art zu Hause, um Türklingel und das Bad möglichst virenfrei zu halten. Die Zeit, die man jetzt zu Hause mehr hat, nutzen wir meistens um Haushaltprojekte zu erledigen. In der Regel handelt es sich hierbei um Dinge, die man schon seit längerem vor sich her geschoben hat. Natürlich aus zeitlichen Gründen. Haha!

„Mittlerweile bin ich dazu übergangen, mir morgens mal wieder eine Hose anzuziehen, um ein bisschen Normalität ins Leben zu bringen.“

Wie kommt ihr an Essen ran?
Da wir die geilsten Freunde der Welt haben, die uns mit Lebensmittel und Co. versorgen, ist das kein Problem. An der Stelle schon mal ein dickes Shoutout an Johannes Dreyer und Jonathan Hausmann und allen anderen, die uns bisher versorgt haben.

Wie vertreibt ihr euch die Zeit?
Also neben den üblichen Beschäftigungen zu Hause, wie Netflix schauen, kochen usw. hilft es, sich ’ne To-do-Liste zu erstellen. Mit der vielen Zeit zu Hause kann man gut Heimwerkerprojekte umsetzen oder auch mal den unangenehmen Papierkram erledigen. Außerdem hilft es, in Kontakt mit den Liebsten zu bleiben. Dank der Technik heutzutage, Stichwort: FaceTime oder Houseparty-App, kann man easy mit Freunden quatschen und ein gemeinsames Feierabendbier genießen.

Das alles bringt ein bisschen Normalität in den Quarantänealltag. Man lernt, auch die kleinen Dinge zu schätzen. Zum Beispiel der Gang in den Innenhof zum Müllcontainern erzeugt auf einmal ein Gefühl von Freiheit. Highlight des Tages sind auf jeden Fall mittags, die zwei Stunden, in denen wir direktes Sonnelicht im Wohnzimmer am Fenster genießen können. Ich selber habe zusätzliche meine Zeit genutzt, um mal wieder in ältere Videoprojekte zu schauen. So habe ich es auch endlich geschafft Nico van Loons SIBMX-Video zu finalisieren.

„Man lernt, auch die kleinen Dinge zu schätzen.“

Kontrolliert jemand, ob ihr eure Wohnung verlasst?
Bei uns steht keine Polizei vor der Haustür und wir haben auch keinen Peilsender am Fuß. Von daher, nein. Das Verlassen der Wohnung wäre aber auch eine Straftat.

Aber meintest du vorhin nicht, dass du den Müll runterbringst?
Der Innenhof gehört zum Haus. Ich gehe auch in den Keller, Wäsche machen. Achte dabei aber immer darauf, dass kein anderer Bewohner im Hausflur ist. Dazu kommt, dass ich keine Sachen anfasse und bei den Müllcontainern gehe ich immer mit nem Desinfektionstuch drüber.

Wie geht es jetzt weiter?
Ich hatte vor kurzem ein Telefonat mit dem Gesundheitsamt. Dabei ist rausgekommen, dass ich, wenn ich in Zukunft keine Symptome zeige und wir es schaffen unser gemeinsames Leben mit Abstand zu führen, das Haus am 2. April endlich verlassen darf. Freue mich jetzt schon riesig auf diesen Moment. Ich mein, ich werde jetzt nach meiner Quarantäne natürlich auch überwiegend drin bleiben. Aber allein schon die Tatsachen, raus zu dürfen und ne runde um den Block drehen zu können, wird einiges ändern.

Apropos: Was machst du als erstes, wenn dieser ganze Wahnsinn überstanden ist?
Ich werde erst mal wieder normal zur Arbeit fahren dürfen. An meinem ersten Feierabend werde ich es mir nicht nehmen lassen, eine kurze private Session zu fahren.

Ich wünsche dir schon mal jetzt viel Spaß dabei! Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?
Jo, Leute, wascht eure Hände und bleibt zu Hause. Die Zeit danach wird umso geiler. Zum Ende möchte ich auch noch mal ein dickes Shoutout an Maikes Eltern raushauen, die uns mit Care-Pakete das Leben versüßt haben. Peace!

Ein letztes Bild von und für Johannes Dreyer​

Interview: The Medialist
Fotos: privat und Johannes Dreyer

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