Willkommen beim Old School Freitag! Unser Thema in dieser Woche: Springen in den 90ern! Während in den 70ern und 80ern höchstens ein wenig auf der Race-Bahn gesprungen wurde, erschienen zu Beginn der 90er Jumpboxen (oder wie man sie damals nannte: Funboxen) und Trails auf der Bildfläche und erweiterten die Möglichkeiten dessen, was man mit einem BMX-Rad so alles anstellen kann.
Keine Story über das Springen in den 90ern kann ohne Taj Mihelich auskommen. Der stille Riese aus Michigan war in diesem Jahrzehnt stilprägend und seiner Zeit weit voraus. Als der Großteil der Pro-Klasse es noch für cool hielt, möglichst oft den Lenker zu drehen oder allerlei Gliedmaßen von sich zu strecken, reduzierte Taj seine Tricks lieber auf das Wesentliche und feilte an der Ausführung vermeintlich einfacher Variationen. Aber auch für so manchen Schocker war er zu haben, wie dieser One Handed Tailwhip auf einem ESPN-Contest beweist – das Ganze natürlich in Uniform. Leider leidet Taj heute unter Rückenproblemen und fährt deswegen kaum noch BMX. Er arbeitet bei Odyssey und hat außerdem gerade seine eigene Fahrradfirma Fairdale gegründet, von der es stylische Stadträder geben soll.
Bevor Street groß rauskam, waren Trails schwer angesagt. Überall wurde fleißig bebuddelt und jede Woche gab neue Spots, zu denen sich Heerscharen von Fahrern mit ihren grobstollig bereiften BMX-Rädern in Bewegung setzten. Das Epizentrum der Trailsszene lag damals in Pennsylvania, USA, genauer gesagt in der Kleinstadt Bethlehem. Das wusste damals auch Sandy Carson, der kurzerhand seiner Heimatstadt Glasgow in Schottland den Rücken kehrte und an die Ostküste der USA übersiedelte, um hier jeden Tag die legendären Posh Trails fahren zu können. Wie man auf unserem Foto erkennen kann, gehörten X-Ups damals ebenso zum guten Ton, wie Baggyhosen und Standard-Rahmen. Sandy lebt übrigens mittlerweile in Austin, Texas, wo er als freier Fotograf arbeitet (hier geht es zu seiner Internetseite) und gelegentlich noch Trails fährt.
Mitte der 90er blies ein junger Fahrer aus Nordkalifornien zum Großangriff auf die Park-Klasse, die damals übrigens noch unter dem Label „Street“ firmierte. Bei seinen ersten Pro-Contests trat er nicht nur mit einem blau gefärbten Ziegenbart an, sondern haute auch bisher ungeahnte Variationen raus und stand am Ende ganz oben auf dem Podium. Bis auf den Bart hat sich daran bis heute kaum etwas geändert, denn Ryan Nyquist gehört immer noch zu den erfolgreichsten Pros der Welt und ist außerdem jederzeit für eine Überraschung zu haben. Seinen Bikesponsor war im übrigen damals schon derselbe wie heute: Haro Bikes. Auf unserem Foto seht ihr ihn einen No Footed CanCan bis zum Anschlag durchstrecken.
Zum Schluss unserer kleinen Exkursion machen wir Halt in Australien. Dass es dort Betonparks wie Sand am Meer und eine umtriebige BMX-Szene gibt, wurde spätestens Ende der 90er offenbar, als zahlreiche Pros aus Downunder in den USA für reichlich Wirbel auf den großen Contests sorgten. Namen wie Colin Mackay und Ryan Guettler legen bis heute davon Zeugnis ab. Wir haben ein Foto von Clint Millar rausgesucht, der vor ein paar Jahren einige Zeit in Deutschland lebte und mittlerweile Colony gegründet hat. Clint war schon immer für sein schier unerschöpfliches Repertoire komplizierter Liptricks bekannt, war aber auch immer für eine Flyout-Session zu haben, wie man auf unserem Foto unschwer erkennen kann. Dass Flyouts und Decades heute wieder populär sein würden, konnten wir damals natürlich nicht ahnen.
So, das war es für diese Woche. Schalten Sie auch nächste Woche ein, wenn es wieder heißt: Old School Freitag!
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