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Old School Freitag

Old School Freitag: Limburg Spotcheck

Zu einer Zeit, als man den Eintritt noch in D-Mark zahlte, war das Colosseum in Limburg einer der besten Indoorparks Deutschlands. Neben einem furchteinflößenden Bowl und einer kleinen Streetfläche gab es hier eine legendäre Minirampenlandschaft. Deren fünf Teile waren über verschiedene Spines und Hips miteinander verbunden, außerdem gab es diverse Geländer und Wände anzuspringen. Hier konnte man stundenlang im Kreis fahren, ohne dass es jemals langweilig wurde.

Zu den regelmäßigen Besuchern des Colosseums gehörte Alex Bender, der damals zu den besten Minirampenfahrern der Welt zählte. Er hatte in Limburg die wildesten Lines und sprang die höchsten Airs. Und liptricktechnisch war Alex ohnehin eine Klasse für sich. So machte er schon Nosemanual auf Doppelcopingspines und Tailwhip Nosepicks ohne Bremse, als der Rest der BMX-Welt nur mithilfe einer U-Brake auf dem Vorderrad balancieren konnte.

Woran erkennt man, dass Alex Bender richtig Bock hatte? Natürlich an dem Fullface-Helm! Foto: Kay Clauberg

Weil er von den strikten Regeln auf der BMX-Bahn abgetörnt war, wechselte Wolgang Penzler in den 90ern vom Race- ins Freestyle-Lager. Statt Gatterstarts und Kurventechnik standen für ihn nun 360s und Barspins auf dem Trainingsprogramm. Aufgrund seiner Rennsozialisation bereitete ihm die Umstellung kaum Probleme, denn schon auf dem Race-Track hatte er gelernt, wie man weit und hoch springt. In Limburg feilte er regelmäßig an seinen Spine-Skills und war einer der wenigen Fahrer, die den großen Plattformspine sauber springen konnten. Wolfgang lebt mittlerweile übrigens in Köln, wo man ihn immer noch regelmäßig in der Abenteuerhalle Kalk antreffen kann.

Der Limburger Plattformspine war für damalige Verhältnisse einfach unvorstellbar groß. Wolfgang Penzler hatte trotzdem keine Probleme damit. Foto: Kay Clauberg

Bei irgendeinem Limburg Jam tauchte einmal vollkommen unerwartet eine Busladung Engländer auf. Als sich dessen Schiebetür öffnete, purzelte ein gewisser Fids heraus, der schon damals eine lebende Legende war. Er verkörperte mit seinem wilden Style das Image seines Sponsors S&M Bikes perfekt, von dem er im Übrigen bis heute unterstützt wird. Wenn er mit wehenden Haaren auf einen Absprung zupeitschte, konnte man sich sicher sein, dass gleich etwas vollkommen Durchgeknalltes passieren würde – und sei es nur, dass er während eines Nohanders dem Publikum den Stinkefinger zeigt. Auf dem Jam war Fids auf jeden Fall sofort vollkommen in seinem Element, denn die zahllosen Transfermöglichkeiten in der Halle waren ganz nach seinem Geschmack.

Fids mit einem One Handed Tabletop Transfer von einer Quarter in den Vertwall; Foto: Kay Clauberg

Zu den größten Hoffnungsträgern der deutschen Szene gehörte Ende der Neunziger Jahre Sven Fanghänel aus Gera. Sven lernte innerhalb kürzester Zeit die schwierigsten Tricks und schien keine Angst zu kennen. Egal ob Rocket Truckdriver über Jumpboxen oder Canadian Nosepicks to Barspin in der Halfpipe – Sven ging jedes Mal bedingungslos ab, wenn er aufs Rad stieg. Leider machten ihm im weiteren Verlauf seiner Karriere arge Rückenprobleme zu schaffen, und nachdem diese nicht besser wurden, musste er ganz mit dem BMX-Fahren aufhören. Er studiert heute Mathematik und Physik an der Uni Köln und spielt in der Harcoreband Cobretti.

Es ist anzunehmen, dass Sven diesen 360 X-Up nicht für fotografierenswert hielt, Vlado Fitschulke hat zum Glück trotzdem auf den Auslöser gedrückt

Und dann war da ja noch der legendäre Besuch von Road Fools in Limburg … Nate Wessels Manual auf dem Dach der Cafeteria, Kris Bennetts Transferline in und aus der Kiddie-Mini und Van Homans Wallride im Bowl sind bis heute durchaus beeindruckende Manöver.

Van Homan schaffte es mit seinem Wallride aus dem Bowl in Limburg auf das Cover von Ausgabe 34; Foto: Kay Clauberg

Gleiches gilt natürlich für die Inlinemoves, welche die Mannschaft zu vorgerückter Stunde zum Besten gab. Glaubt ihr nicht? Dann guckt euch die ersten acht Minuten dieses Videos an:

Zwei Jahre lang pilgerten BMXer aus ganz Europa nach Limburg, dann kam zur Jahrtausendwende das Aus. Der Bowl und ein kleiner Teil der Minirampe fanden eine neue Heimat in Warstein, der Rest wurde einige Jahre später in einem Outdoorpark in Limburg verbaut. R.I.P., Colosseum!

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