Als Skyway 1974 zum ersten Mal Tuff Wheels auf den Markt brachte, konnte niemand ahnen, was für einen beispielslosen Siegeszug diese in den nächsten fünfzehn Jahren hinlegen würden. Doch kaum ein anderes Teil hat in den 80er Jahren das Aussehen von BMX-Rädern so sehr geprägt wie die bunten Plastikfelgen. Wer BMX fuhr und etwas auf sich hielt, hatte sie am Rad.
BMX-Legenden wie Scott Freeman, Hugo Gonzales, Robert Peterson, Eddie Roman, Dave Vanderspeck, Mat Hoffman, Andy Patterson, Neil Ruffel, Richie Anderson, Kevin Jones, Bob Kohl und Craig Campbell fuhren in den 70er und 80er Jahren für Skyway Recreation. Nicht zu vergessen Maurice Meyer, der auf seinem BLOG fast schon minutiös die Geschichte seines langjährigen Sponsors aufgearbeitet und tolle Werbungen wie diese online gestellt hat:
Und auch in Europa setzten sich die coolen Kunsstofflaufräder mit rasender Geschwindigkeit durch. Wir haben haben fünf BMX-Urgesteine gefragt, welche Erinnerungen sie mit ihren Tuffs verbinden. Hier sind ihre Antworten:
Axel Reichertz (Zupport Trier):
„Yeah, Tuff Wheels sind Kult! In dem militärstützpunktverseuchten Bitburg war ich der zweite Mensch, der Tuff Wheels hatte. Alles, was mit BMX zu tun hatte, war damals neu und aufregend, aber jemanden zu sehen, der amerikanische BMX-Freestyle Felgen … der Traum war 338 DM teuer! Mein erstes Paar war schwarz und ich musste die Bestellung im örtlichen Zweiradgeschäft anbezahlen. Auf der Quittung stand zwar „Skyway“, aber ich wußte damals noch nicht einmal was das für eine Marke war und der Preis war im Grunde auch egal. Als die Dinger dann da waren, war ich gar nicht so zufrieden, denn ich hatte vergessen, bei der Bestellung was von „ich hätte gerne Rücktritt“ zu sagen bzw. die Verkäuferin hat mich unwissentlich schlecht beraten. In den folgenden Jahren kaufte ich noch ein paar weiße Tuffs, und nur dank der damaligen Colour-Edition-Welle weiß ich heute noch, wie lavendel aussieht (war die einzige Farbe, die lieferbar war). Im Grunde hatten die Bremsbacken keine Chance und deswegen habe ich mir auch nie die leichteren Grafit-Tuffs geleistet. Lieber mal Vans Schuhe ausprobiert … was auch immer das sein mochte.“
Dirk Brandes (BMX-Museum Klein Vahlberg):
„Tuffs waren früher echt angesagt, man musste sie einfach haben. Ich habe mir meine ersten schwarzen Tuffs mit Alustern 1985 in schwarz gekauft, inklusive der eingravierten Unterschrift von Andy Patterson. Das war bei Karstadt in Braunschweig und ich war mächtig stolz auf sie. Wenn die Dinger verbogen waren, musste Mutters Kühlschrank ausgeräumt werden und die kamen dann da rein, weil sie sich durch Kälte wieder gerade gezogen haben. Man konnte auch die Lagerschalen auswechseln und für die hintere Felge gab es ein Umbauset auf Rücktrittbremse. Der Nachteil war, dass die Dinger ganz schön schwer waren, vor allem die Coaster-Felge hinten mit ca. 2,5 kg. Die Tuffs sind auch gerne immer da gerissen, wo der Alustern vernietet wurden. Leider gab es sie damals nicht mit Sealed-Bearing-Lagern und der Verschleiß an Achsen und Lagern war sehr hoch.“
Kay Clauberg (Chefredakteur):
„Zeitsprung: 1984. Für Tuff Wheels hätte ich damals meine Oma mitsamt ihren delikaten, selbst gemachten Marmeladen eingetauscht. Somit war es für mich wie Weihnachten, Geburtstag und Konfirmation zusammen, als mir jemand anbot, meine ACS Z-Rims gegen schwarze Tuff Wheels einzutauschen. Bingo! Flugs noch ein paar pinkfarbene GT Mäntel besorgt und mein Traumsetup war fertig. Damals fuhr ich dazu einen verchromten Torker Freestyler und ich kam mir mit diesem Rad wie ein richtiger amerikanischer Freestyler vor. Bob Haro und Eddie Fiola waren schließlich meine Vorbilder!
Nur hatte man in den amerikanischen Gazetten vergessen zu erwähnen, dass Tuff Wheels mit lausigen Naben ausgestattet waren. Dies musste ich schmerzlich feststellen, als meine Kumpels und ich für den ultimativen Adrenalinkick Downhill-Rennen gefahren sind (wir sind den ‚Klingenring‘ gefahren, eine serpentinenreiche, kilometerlange Straße im Bergischen Land). Unten angekommen waren meine Lager festgefressen und glühten. Dass ich von dort aus mein Rad ungefähr fünf Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle tragen musste, ist mir ebenso schmerzlich in Erinnerung geblieben, wie die Reparatur meines Vorderrades. In Ermangelung von ausreichend viel Taschengeld und einem dann mühsam zu bestellenden Reparaturkit für die Tuff Wheels, klaffte nun ein endlos erscheinendes Loch in meiner BMX-Freizeit. Ich war erst wieder glücklich, als ich mein geliebtes Tuff Wheel einbauen konnte. Es sollte mir noch diverse Jahre gute Dienste erweisen und ich konnte endlos Vander-Rolls und weitere hippe Moves trainieren.“
Christoph Huber (Mankind Bike Co.:
„Ich hatte erst die Skyway Tuff 2 in schwarz, das waren die Andy Patterson Signature-Modelle. Damals musste man als Freestyler ja einfach Kunsstofflaufräder haben, weil man dachte, Tricks wären cool, bei denen man sich in die Speichen stellt. Außerdem glaubten wir alle, dass man nur mit solchen Laufrädern Qucikspins machen könne. Wir wären daher niemals auf die Idee gekommen, herkömmliche Laufräder zu fahren. Irgendwann kamen dann von Peregrine Mag Wheels auf den Markt. Die Mag Wheels waren genauso wie Tuffs Plastiklaufräder, aber weil sie neu waren, fand ich sie irgendwie hipper und musste unbedingt welche haben, diesmal in weiß. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass die Tuff Wheels einfach geiler waren.“
Bart de Jong (FatBMX):
„Bereits als ich mit BMX anfing, fand ich Skyway ziemlich geil. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie ich mich fühlte, als während der Race-EM 1982 der Firmengründer Dean Ellison und seine zwei Teamfahrer Andy Patterson und Mike Salido ein paar Nächte bei uns zuhause unterkamen. Damals besaß ich selbst noch keine Tuffs, weil herkömmliche Laufräder einfach leichter waren und sich besser zum Rennenfahren eigneten. Als die Skyway Jungs dann im darauf folgenden Jahr wieder nach Holland kamen, um an der IBMXF WM in Slagharen teilzunehmen, konnte ich natürlich nicht ohne Tuffs an meinem MCS Magnum an den Start gehen. Ich hatte mich nämlich auf Platz eins für das Rennen qualifiziert. Dass Tuffs sehr schwer waren und tierisch flexten, störte mich nicht weiter. Ich war einfach überglücklich, dass ich es ins Finale schaffte und am Ende des Tages ganz stolz Andy Patterson meine Trophäe zeigen konnte.
Irgendwann fing ich dann an, Freestyle zu fahren, und brauchte dafür natürlich mein eigenes Paar Tuffs. Ausgerüstet mit einer Flasche Glassex Glasreiniger und einem Lappen verbrachte ich zahllose Stunden auf einem Parkplatz. Bremsen zogen auf den Plastikfelgen nämlich praktisch überhaupt nicht und man musste sie deshalb ununterbrochen reinigen, damit es wenigstens den Hauch einer Bremswirkung gab. Aber dafür sah mein Rad mit den weißen Tuffs natürlich richtig stylisch aus, was für all die Probleme entschuldigte.
Jahre später war ich dann auf einem Trip von Huntington Beach nach Vancouver. Das muss so 1995 gewesen sein. Wir legten in Reading, Kalifornien einen Zwischenstopp ein, wo Skyway Recreation ansässig ist. Im Hotel griff ich mir also das Telefonbuch und fand tatsächlich die Nummer von Dean Ellison. Ich rief ihn einfach an und er ging auch tatsächlich ans Telefon. Er erzählte mir, dass er vor ein paar Jahren die Firma verlassen hatte, aber meinte, dass wir trotzdem einfach beim Firmensitz vorbeischauen sollten – man würde uns bestimmt eine Tour geben. Gesagt, getan. Und so fanden sich Jay Miron, Mark Losey und ich am nächsten Tag tatsächlich in den Werkshallen der Firma wieder, womit ein jahrelanger Traum von mir endlich in Erfüllung ging.“
Wir beenden die heutige Ausgabe mit einem Video über die Herstellung der legendären Tuff Wheels. Und schalten sie auch nächste Woche ein, wenn es wieder heißt: Old School Freitag!
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