Ein Hinterbau, der länger als 13,5″ ist? Grundgütiger! Was da los? Felix Prangenberg hat dem Colony-Fahrer Marcel Gans für uns auf den Zahn gefühlt und herausgekommen ist dabei ein Bikecheck, der in bisher ungeahnte Deeptalsphären vorstößt. Check it!
Rahmen: Colony Blaster in 21″ (Chris James Signature) Gabel: Colony Sweet Tooth (25 mm Vorlauf) Lenker: Colony Sweet Tooth in 9,4“ Griffe: Colony Much Room Lenkerenden: Colony Standard Bremsanlage: – Vorbau: Colony Squareback Steuersatz: Colony Tall Headset Sattel: Colony Plume Seat (Jayden Fuller Signature) Sattelstütze: Colony (Pivotal) Kurbel: Colony Venator (175 mm) Tretlager: Colony Mid BB Pedale: Colony Fantastic Plastic Kettenblatt: Colony Blaster Übersetzung: 28:9 Kette: Shadow Interlock Reifen: Colony Griplock in 2,35″ Laufräder: Colony Wasp Lite auf Colony Contour Rim hinten, Colony Pintour Front Wheel vorne Hubguards: – Pegs: – Modifikationen: Gabel um ca. 1 cm gekürzt Reifendruck: 5,5 Bar Gewicht: ca. 9-10 kg?! Körpergröße: 1,78 m
INTERVIEW MIT MARCEL GANS
Mir ist aufgefallen, dass du dich zum wiederholten Mal für einen 21“-Oberrohr entschieden hast. Wäre ein längeres nicht angenehmer fürs Bowlfahren?
Um ehrlich zu sein, habe ich dieses Mal nicht lange überlegen müssen, für welche Oberrohrlänge ich mich entscheide. Mit einem 21“ komme ich in auf jedem Terrain einfach super gut zurecht. Dadurch, dass der Hinterbau mit 13,75“ slammed relativ lang ist, hab ich genügend Stabilität.
In allen vorherigen Bikechecks fährst du ODI Griffe, wie kommt es das du nun die Colony Muchroom Griffe fährst?
Öfter mal was Neues. Mir gefällt die Optik der Griffe sehr, da dachte ich: Probiere ich die doch mal aus und fahre somit die komplette Produktpalette von Colony. Bisher bin ich sehr zufrieden!
Apropos Veränderung, dein Lenker scheint in die Höhe gewachsen zu sein, woher kommt diese Entscheidung, nun den Alex Hiams Signaturelenker in 9,4“ samt Toploadvorbau zu fahren?
Mein Ziel war es, mich von meinem Spacerturm zu verabschieden und zusammen mit dem Tall Headset einen sleekeren Look zu erzielen. Somit ist die Kürzung der Gabel und dem Barend in ihr die einzige Modifikation an meinem Rad.
Kann es sein, dass du trotz einer Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten keine farbigen Rahmen magst? Außerdem sind keinerlei Chrom- oder polierte Parts mehr verbaut.
Sobald ich farbige Parts an meinem Rad habe, bin ich von diesen nach kurzer Zeit genervt. Also wollte ich nun auf ein einheitliches, monochromes Erscheinungsbild achten, bei dem einfach alles passt.
„Sobald ich farbige Parts an meinem Rad habe, bin ich von diesen nach kurzer Zeit genervt.“
Wir verbringen ja seit längerem gemeinsam Zeit auf der Straße beim Streetfahren. Fährst du auch dort mit 5,5-6 Bar?
Nur ganz selten lasse ich Luft aus dem Reifen, um manche Landungen etwas angenehmer werden zu lassen. Ansonsten bleibt der Reifendruck stabil. Es gibt für mich nichts Schlimmeres als flexende Reifen beim Transitionfahren. Es kommt hinzu, dass ich kein Fliegengewicht bin, wodurch sich ein niedriger Reifendruck sowieso erledigt.
Weil die Frage bei unserem letzten Bikecheck für Überraschung gesorgt hat: Baust du deine Räder selbst zusammen oder erledigt das jemand für dich?
Yes I do. Aber shoutout an den Boss Leon Hoppe. Auch wenn ich mich nicht als Schrauber bezeichnen würde, und ich mich tatsächlich dabei ab und zu recht untalentiert verhalte, macht mir die Sache immer Spaß. So lang alles gefettet ist, fest ist und schön aussieht, bin ich glücklich.
Zum Thema Instagram: Man sieht, dass du dich gerne kreativ austobst und dir die die Kreativität recht wichtig zu sein scheint. Sind die geteilten Posts Bestandteil deines Studiums?
Die meisten Feedposts sind Produkte des Master Studiums, vieles mehr poste ich selten bis nie auf Instagram. Ohne Kreativität stünde die Welt faktisch still, keine Erfindungen, kein Fortschritt. Kreativität ist für mich ein Kommunikationsmittel, welches ich sowohl im Studium, dem Job als auch in meinem Privatleben glücklicherweise ausleben kann. So oder so kann ich nie nichts machen, dem kommt allem was in meinem Kopf vorgeht zugute.
Wo wir schon darüber sprechen, du erwähntest öfter davon neben dem BMX-Life sehr eingespannt zu sein. Was geht so privat bei dir ab?
Momentan stecke ich im Master-Architekturstudium, arbeite als wissenschaftliche Hilfskraft und als Werkstudent im Architekturbüro, ab Oktober beginnt dann die Thesis. Seit dem Master und dem vorherigen Praxisjahr stieg mein Interesse an der Architektur in all ihren Facetten. Demnach gebe ich mein Bestes zu lernen und anzuwenden. Generell gehe ich meinen Weg irgendwie sehr straight und gebe mir enorm Mühe, meine Zukunft zu „sichern“, so die Hoffnung. Wer wünscht sich nicht, sich vielleicht eines Tages um einiges weniger Gedanken machen zu müssen und zusätzlich mit dem, was man macht, anderen einen Mehrwert zu ermöglichen? Überhaupt finde ich es reizend, die Zukunft mit der Architektur ein Stück weit beeinflussen zu dürfen. Also probiere ich alles, was mir möglich ist, um meine Ziele zu erreichen. Auch wenn leider Personen oder das Radfahren temporär darunter leiden müssen.
Das klingt, als ob du sehr zukunftsorientiert handeln würdest und ein Bild deiner Ziele im Kopf zu haben scheinst. Hast du kein Interesse daran, neben manchen Pfaden zu gehen?
Was ich mental nicht kann, aber gerne lernen würde, ist es, nichts zu tun. Neben den Pfaden zu wandeln verstehe ich als „alternativen“ und keinen „klassischen“ Weg, der mich die Zukunft weniger gut planen lässt. Zum Glück führen alle Wege nach Rom, man muss nur seinen finden. Alternative Wege scheinen mir zumindest im direkten Sinne weniger Sicherheit zu geben, die ich gerne habe, weil ich recht zielgerichtet handle. Oft bin ich beeindruckt von vielen Lebensstilen und würde mir diesbezüglich gerne ein paar Gewohnheiten aneignen, was allerdings recht schwer ist.
Wir sprachen ja anfangs darüber, dass du dich mit deinem Rad zunehmend auf der Straße aufhältst. Versuch uns mal zu erklären wie diese Gefahrensuche zu deinen Zukunftsplänen passen und woher der Wandel kommt?
Die Devise ist einfach und schnell formuliert: Was ich nicht fühle, mache ich nicht. Sind meine Gedanken und der Kopf woanders, mach ich es ebenfalls nicht. Ein Unterschied gilt jedoch bei Dingen, die ich mir zuerst nicht zutrauen würde und erst dank der Homies einen Versuch gebe. Das Gefühl, Clips im Kasten zu haben, die man sich zuvor nicht vorstellen konnte, ist unglaublich befreiend und bisher höchst ablenkend. Durch das Streetfahren kam ich aus meiner eher eingefahrenen Komfortzone heraus.
Eingefahren? Was meinst du damit? Hat dir Transition fahren keinen Spass mehr gemacht?
Wenn mir das Transition fahren keinen Spaß mehr machen würde, würde ich mich höchst wahrscheinlich extrem wundern. Es gibt immer noch nichts Schöneres, als durch Beton zu carven, Musik zu hören und mit Freunden neben einer geilen Session bei Sonnenschein in Shorts das ein oder andere Kühlgetränk zu genießen. Mit Eingefahren meinte ich die Komfortzone, in der ich mich befand. Schätze, ich brauchte neues Terrain, um mich auch beim Transitionfahren weiterentwickeln zu können. Meine Hoffnung ist es, das BMX-Fahren als Marathon statt Sprint zu handhaben, für Körper und Geist.
Denkst du das sich die BMX-Szene auf deine Projekte freuen darf?
Ob man sich darüber freut, weiß ich nicht. Aber ich bin bisher super stoked und echt zufrieden mit der bisherigen Ausbeute. Zudem könnten die nächsten beiden Projekte einige wohlmöglich überraschen, vor allem die Clips, die wir bis heute für Fracture gefilmt haben. Da freue ich mich jetzt schon auf fertige Produkt.
Wo wir schon beim Thema sind, erzähl der Szene doch mal, wer oder was hinter Fracture steckt.
Gestartet hat Fracture mit der Idee von dir [Felix Prangenberg] und Dave [Paterson], ein Videoprojekt zu starten. Dabei stellt sich Fracture nicht als „Clique“, sondern als ein kreativer Prozess dar und unter dessen wehender Flagge, ich zitiere, „einfach nur geiler Scheiß gemacht wird!“ Anfang des Jahres dann der Schockmoment: die Festplatten ging hops und alles war erstmal weg. Leider schien die Datensicherungsfirma zuerst wenig zuversichtlich. Alles lag für Monate auf Eis. Zu unser aller Glück erzielte die Datenrettung, anders als erwartet, top Ergebnisse und zeigte nur wenige Verluste. Jetzt geht’s erstmal weiter mit der Filmerei. Ich freue mich drauf!
Eine vorletzte Frage. Vor kurzem sah ich deine Instagram-Story zum Thema „Hate“ generell und auch innerhalb der BMX-Szene im speziellen. Möchtest du dazu was sagen?
Klar. Hass spielt in allen Formen und Geschehen eine Rolle und ist überall unnötig. Oft gehen Gespräche über das Lästern hinaus. Ich habe das Gefühl, dass es vielen Menschen schwer fällt, anderen zu gönnen, sie zu akzeptieren, wie sie sind und die Arbeit oder den Aufwand derer Aktivitäten zu schätzen. Genauso denke ich, dass sich die BMX-Szene, die sich selbst oft als open-minded bezeichnet, nicht dementsprechend handelt. Oft spielen Aussagen wie „der hat nicht verdient, Pro zu sein“, „Guck mal, wie der aussieht“, „Olympia ist kein BMX“ oder „der ist nicht real BMX“ eine Rolle in vielen Gesprächen. Soll doch jeder seinen Weg gehen und tun was ihm gefällt. Was ist schon real BMX, wenn nicht das, was jeder für sich selbst fühlt. Zudem haben Homophobie, rassistische, sexistische oder antifeministische Aussagen nirgendwo irgend etwas zu suchen. Niemand ist frei von Fehlern, aber es liegt an den Personen selbst, aus diesen zu lernen, auf andere zu achten und im Interesse aller zu handeln, ohne sie zu verletzen. Aber vielleicht kommt mir das auch alles nur so vor und die BMX-Szene ist doch so offen, wie sie tut.
Zeit für deine letzten geschriebenen Worte im Interview, Baby. Irgendwelche Shoutouts oder Dankesreden?
In erster Linie danke ich allen Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringe, die mich inspirieren und mir helfen, mich selbst zu reflektieren. Danke an Colony und das gesamte Team für das Familiengefühl und der enormen Unterstützung in sämtlichen Wegen und natürlich den Jungs von Heimwärtstattoo. Danke an meine Familie und an meine Freundin für alles, was ihr für mich auf direktem oder indirektem Wege macht. Ein riesen Dank auch an dich bzw. euch für dieses Interview. Cheers!
Interviews: Felix Prangenberg Fotos: Erwan Perelman & Marcel Gans
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