Marcel Gans ist ein angenehmer, ruhiger Zeitgenosse, der sich nicht mit großem Gelaber ins Scheinwerferlicht drängt, sondern stattdessen lieber seine Taten für sich sprechen lässt. So hält er sich bei Jams und Contests meist dezent im Hintergrund, nur um dann im nächsten Moment vollkommen unvermittelt das gefährlichste Manöver des Tages rauszuhauen. Im Englischen gibt es für diesen Menschenschlag den Ausdruck “Silent Shredder”, eine Bezeichnung, die auf den Colony-Teamfahrer ziemlich gut zutrifft. Für diesen Bikecheck haben wir sein neues Rad einmal genauer unter die Lupe genommen und weil wir schon mal dabei waren, haben wir ihm gleich noch ein paar Fragen dazu gestellt. Seine Antworten zeigen, dass Marcel nicht nur ein begnadeter BMX-Fahrer ist, sondern auch einiges im Kopf hat.
Rahmen: Colony Blaster in 21″ (Chris James Signature) Gabel: Colony Sweet Tooth (25 mm) Lenker: Colony Bio Mech Bar in 9,3″ Griffe: ODI Longneck soft Lenkerenden: ODI Standard Bremsanlage: – Vorbau: Colony Squareback Steuersatz: Colony Sattel: Colony Plume Seat (Jayden Fuller Signature) Sattelstütze: Colony (Pivotal) Kurbel: Colony Venator (175 mm) Tretlager: Colony Pedale: Colony Fantastic Plastic Kettenblatt: Colony Blaster Übersetzung: 28/9 Kette: Shadow Interlock Reifen: Colony Griplock in 2,35″ Laufräder: Colony Wasp Lite 9t auf Colony Contour Rim hinten, Colony Pintour Front Wheel vorne Hubguards: – Pegs: – Modifikationen: Lenker auf beiden Seiten 5 mm gekürzt Reifendruck: 5,5 Bar Gewicht: ca. 9-10 kg?! Körpergröße: 1,78 m
INTERVIEW MIT MARCEL GANS
Hey, Marcel! Alles fit? Was hast du in letzter Zeit so getrieben?
Hallo zusammen! Seit Oktober studiere ich Architektur im Master an der TH Köln und arbeite nebenbei auf 20-Stundenmasis im selben Büro wie zuvor. Wie zu erwarten, hat sich herausgestellt, dass ich fast weniger Zeit auf dem Rad verbringen kann als mit meiner vorherigen Vollzeitstelle. Willkommen zurück im Architekturstudium! Allerdings möchte ich behaupten, dass ich mich nun vollkommen in Köln angekommen fühle. Danke an alles und jeden!
Du hast dir ein neues Rad zusammengebaut. Warum hast du dich diesmal aus dem Rahmensortiment von Colony für den Blaster Frame in 21“ entschieden?
Der letzte Rahmen war 21,25“ lang und entpuppte sich während technischeren Sessions eher als „anstrengend“ zu handhaben. Also entschied ich mich für ein kürzeres Oberrohr, um ab und zu etwas wendiger unterwegs zu sein. „Mit deinem Rad ist doch jede Session vergleichbar mit ‘nem Besuch im Fitnessstudio“, sagte Tom Scholz mal, nachdem er eine Runde damit durch die Halle gefahren war. So sehr ich den 21,25″ mochte – Footjam-Kombinationen etc. fühlen sich nun doch um einiges angenehmer an.
Dein letztes Rad hatte einen farbigen Rahmen, diesmal ist fast alles schwarz. War das eine bewusste Entscheidung und wie wichtig ist dir das Aussehen deiner Räder?
Für die Bronze-Farbe habe ich mich damals entschieden, weil es etwas komplett Neues für mich war, doch normalerweise nerven mich farbige Rahmen schon nach wenigen Wochen. Andere behaupten, ich würde mit der Entscheidung, ein fast komplett schwarzes Rad zu fahren, das Klischee der Architekten am Leben erhalten. Kurz gesagt: Ich bin ein sehr ästhetischer Mensch und mag’s schlicht bzw. minimalistisch.
Was ist dir an deinen Rädern sonst noch wichtig?
Stabilität. Das komplette Rad muss robust sein! Die am häufigsten gestellte Frage ist, ob die Colony Parts aufgrund ihres Gewichts dennoch langlebig sind. JA! Obwohl ich weder ein Fliegengewicht- noch ein Niedrigflieger bin, der sein Rad schont, ist mir bisher kein Teil gebrochen oder gerissen. Ansonsten ist mir eine gespannte Kette enorm wichtig: Ein Hoch auf integrierte Kettenspanner!
Du hast deinen Lenker auf beiden Seiten um satte 5 mm gekürzt. Findest du das nicht ein wenig übertrieben?
Mit einem etwas kürzerem Lenker ist die Lenkung wesentlich direkter und die Gefahr beim Tabletop im T-Shirt hängen zu bleiben sinkt auch ein wenig.
Meinst du, dass du jemals andere Griffe fahren wirst als ODI?
Vielleicht. Immerhin habe ich innerhalb der fast 14 Jahren, die ich jetzt BMX fahre, auch eine Handvoll anderer Griffe ausprobiert. Aber letztendlich komme ich immer wieder zurück zum Altbewährten.
Deine Gabel hat einen relativ kurzen Vorlauf. Stört das beim Fliegen nicht manchmal ein wenig? Schließlich wird das Rad dadurch ja „nervöser“, oder?
Um ehrlich zu sein, hatte ich davor auch etwas Schiss, aber zum Glück hält sich die „Agilität“ stark in Grenzen. Mehr Vorlauf würde mir es mir nur wieder erschweren, ab und zu technischer zu fahren.
An deinem letzten Rad hattest du ein halbes Sofa, mittlerweile fährst du einen wesentlich schlankeren Sattel. Hat das Stylegründe oder sitzt du einfach nicht gern bequem?
Ich hatte schon seit geschätzten 7 Jahren keinen Slim-Seat mehr und da mir das Signaturemodell von Jayden Fuller so sehr gefällt, dachte ich, dass es wieder Zeit für etwas Altbekanntes ist.
Apropos kurz: Der Trend geht ja zu kurzen Kurbeln? Warum machst du da nicht mit? Deine Kurbel ist mit 175 mm ja verhältnismäßig lang und deine letzte Kurbel war außerdem etwas kürzer.
Auf Trendzüge springe ich so gut wie nie auf. Etwas genauso zu machen wie andere, scheint mir wenig sinnvoll. Dennoch probiere ich hin und wieder gerne neues aus, um mich am Ende dabei zu ertappen, wie ich wieder auf bekanntes zurückgreife.
“Etwas genauso zu machen wie andere, scheint mir wenig sinnvoll.”
Du bist von 25/9 auf eine 28/9-Übersetzung umgestiegen. Gibt es dafür einen besonderen Grund?
Mehr Power! Mit 28 Zähnen kann man notfalls einfach mehr Kette geben. Außerdem freut sich die Oberschenkelmuskel auch darüber. Von 8000 Watt bin ich dann aber doch weit entfernt.
In deinem letzten Bikecheck bei uns auf der Seite hast du noch angeben, dass du je nach Terrain einen Reifendruck zwischen 5 und 6 Bar fährst. Diesmal hast du 5,5 Bar geschrieben. Hast du dich auf diesen Reifendruck jetzt eingeschossen, ganz gleich wie der Untergrund ist?
Das könnte man so sagen. Allerdings war ich in den letzten Monaten auch selten bis nie Beton oder Erde fahren, denn was die Kälte angeht, bin ich etwas zart besaitet. Hoher Reifendruck, großes Blatt, 175 mm Kurbel und ab die geht die Post!
“Hoher Reifendruck, großes Blatt, 175 mm Kurbel und ab die geht die Post!”
Was bei deinen Reifen außerdem auffällt, ist, dass sie an deinem neuen Rad wesentlich dicker sind als an dem davor. Warum?
Bei der Wahl der richtigen Reifenbreite geht es mir überwiegend um die Optik. Dass sie sich noch top fahren lassen und ein gutes Gefühl geben, ist ein Bonus. Zarte, gar dünne Rennrad- oder traktorartige Reifen kann ich nicht ernst nehmen und passen schlicht nicht zur Proportion des Rads.
Warum fährst du noch immer ohne Pegs?
Egal wann oder wie lange ich Pegs fahre, ich fühle sie einfach nicht. Falls ich dennoch Lust auf Liptricks oder Footjam Toothpicks habe, halte ich’s nur wenige Tage aus. Pegs kommen mir bei einseitiger Nutzung einfach fehl am Platz vor. Zwei Pegs auf einer Seite fühlt sich ungleichmäßig an und ohne diese Stangen siehts wesentlich schlichter aus.
“Egal wann oder wie lange ich Pegs fahre, ich fühle sie einfach nicht”
Für welches Teil würdest du sofort Geld auf den Tresen legen, wenn du es nicht schon gesponsert bekommen hättest?
Das “Blaster” Signaturekettenblatt von Chris James! Einfach mal was Neues, eine simple Idee und ein kleiner Eyecatcher zugleich. Vielleicht hoffe ich durch die Blaster-Range vielleicht auch auf etwas Zusatz Boost von Herrn James.
Den hat er ja definitiv. Kommen wir langsam zum Ende. Was steht in nächster Zeit bei dir an?
Zuerst einmal steht die Beendigung des ersten Mastersemesters vor der Tür und anschließend hoffe ich, dass ich mein begonnenes Videoprojekt wieder in Angriff nehmen und es hoffentlich Ende des Jahres droppen kann. Die Zeit dafür zu finden, ist nicht nur wegen Felix [Prangenberg, Anm. d. Red.] als Filmer, sondern auch mit dem Studium und der parallelen Arbeit im Büro eine Herausforderung. Nebenbei noch mal Shoutout an seine Geduld im letzten Jahr! Ich kann es kaum erwarten, das Ding zu sehen, wenn’s fertig ist. Nach all den Jahren mal ein richtiges Edit über eine längere Zeit filmen, stand schon lange auf meiner Agenda.
Viel Erfolg dabei weiterhin! Möchtest du zum Schluss noch jemanden grüßen oder dich bedanken?
Auf jeden Fall! Ein riesen Dank geht raus an alle, die mich in jeglicher Form unterstützen, pushen, mich zur Ruhe bringen oder einfach nur für mich da sind. Ich hätte niemals gedacht, für eine Firma wie Colony zu fahren, noch war es jemals mein Ziel. Ich fühle mich unglaublich wohl im Hause Colony und wurde wärmstens von jedem einzelnen Empfangen. Danke dafür! Clint ist der Boss! Ich bin einfach nur überglücklich, immer noch so Rad fahren zu können wie ich es tue, und wenn’s anderen dann noch gefällt – was gibt’s Besseres? Danke an Tom, Max, Felix und alle anderen, mit denen ich oft zusammen in der Ahk59 oder woanders Sessions fahre oder privat abhänge! Meine Zeit mit dem zu verbringen, was ich liebe, mit Leuten, die ich mag, ist unbezahlbar. Cheers!
Marcel Gans ist 26 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Trier, wohnt aber mittlerweile in Köln und fährt für Colony/Fun4u sowie Heimwärtsbmx.
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